Sa 01.12.2012
Sexualität ist alles andere als privat: In Russland z.B. sind LGBT-Rechte eine extrem polarisierte Frage. LGBT-AktivistInnen sind bei Demonstrationen Attacken der extremen Rechten - aber auch nationalistischer „Linker“ - ausgesetzt. Homophobie wird wie auch Sexismus eingesetzt, um die ArbeiterInnenschaft zu spalten, damit sie sich nicht gegen gemeinsame Feinde – das herrschende 1% – verbündet. Das Eintreten für LGBT-Rechte macht eine Organisation aber noch nicht an sich fortschrittlich – viele liberale bürgerliche Parteien unterstützen zwar LGBT-Forderungen, betreiben aber gleichzeitig rassistische Politik und Sozialabbau.
In Österreich ist aufgrund der Bewegungen seit den 1970er Jahren Homosexualität besser akzeptiert als in Russland. Aber auch bei uns gibt es nur sehr begrenzt echte soziale und rechtliche Gleichstellung. Doch - wie z.B. auch bei Frauenfragen - gibt es hier einen gesellschaftlichen Backlash. Und dieser kommt nicht nur aus der extremen Rechten, die verstärkt gegen LGBT-Personen hetzt. Denn in Krisenzeiten setzen die Herrschenden verstärkt auf das Konzept – und damit die Ideologie – der bürgerlichen Kleinfamilie: Vater, Mutter, Kind – und die Frau erledigt zu Hause unbezahlt die Arbeit, die der Sozialstaat nicht mehr leistet. Andere Lebens- und Familienmodelle stehen dazu im Widerspruch.
Die Verteidigung bzw. das Erkämpfen von LGBT-Rechten ist daher nicht unabhängig vom herrschenden Wirtschafts- und damit auch Gesellschaftsmodell. Nur in einem System, das nicht auf der Ausbeutung von Menschen beruht und dessen Kern nicht nur die „traditionelle“ Familie ist, werden alle Lebensmodelle auch vollständig gleichwertig sein.