Do 01.07.1999
In den letzten Wochen kam es zu Protesten und einer Lkw Blockade rund um die Shopping City Wien Süd von Seiten der LKW Fahrer. Dies ist nicht weiter verwunderlich, wenn man/frau die Arbeitsbedingungen – wie erzwungene Fahrtzeitüberschreitungen – und die Bezahlung näher betrachtet
Die Situation der LKW Fahrer ist in mehrerer Hinsicht katastrophal. Obwohl es verboten ist, werden sie oft zu viel zu langen Fahrtzeiten gezwungen. Wenn sich die Fahrer weigern, die gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitszeiten zu überschreiten, müssen sie mit einer Kündigung oder anderen Sanktionen rechnen. Daß es sich keineswegs um Einzelfälle handelt, sondern illegale Methoden die Regel und nicht die Ausnahme sind, bestätigt der Fachsekretär der Gewerkschaft Handel, Transport, Verkehr (HTV) Georg Eberl: „80% der Frächter sind schwarze Schafe. Sie setzen die Fahrer gehörig unter Druck und zwingen sie zu illegalen Methoden.“. Deshalb sind Fahrtzeiten bis zu 22 Stunden mit wenigen, kurzen Pause, gefälschte Ladepapiere und manipulierte „Tachoscheiben“ (die eigentlich zur Überprüfung der Fahrzeiten dienen sollten!) an der Tagesordnung. Die Strafmandate kann dann der Fahrer selbst bezahlen, wenn nicht der „Chef“ gnädigerweise einspringt. Daß solche Arbeitszeiten zu Übermüdung und mangelnder Konzentration führen, ist nicht weiter verwunderlich.
Eine Ebene, auf der die Frächter Druck auf die Fahrer ausüben, ist die finanzielle: bis 13000 gefahrene Kilometer erhält der Fahrer öS 1,10 Schilling Reiseersatzkosten pro km, ab dem 13001 km öS 1,60. Auch wird – trotz Verbot – oft nach der Fahrt und nicht nach Arbeitszeit bezahlt, was dann einen zusätzlichen „Anreiz“ für zu lange Fahrtzeiten bietet. Und nach Angaben der Gewerkschaft HTV werden bis zu 90% der LKW-Fahrer nach diesem „Schema“ entlohnt. So ergibt sich die miserable Bezahlung von durchschnittlich 80,- ÖS/Stunde und das auch noch brutto. Am Geldmangel der Frächter kann das aber scheinbar nicht liegen, denn die wollen gerade mit einer 20 Millionen Schilling teueren Imagekampagne den Transport auf der Straße weiter schmackhaft machen.
Außerdem ist das Image der Lkw Fahrer in der Öffentlichkeit alles andere als ein Gutes, wie sich an der Diskussion rund um den Unfall im Tauerntunnel zeigt. Sie werden als rücksichtslos und aggressiv dargestellt, die Gründe werden nicht hinterfragt. Daß überlange Arbeitszeiten logischerweise zu Übermüdung und mangelnder Konzentration führen, was der Grund für die häufigen Unfälle ist, fällt unter den Tisch. Die Methoden der Frächter werden erst gar nicht thematisiert, geschweige denn, daß ihnen ein Vorwurf gemacht wird. Darum greifen auch alle jetzt präsentierten „Lösungsvorschläge“ – wie Tunnelfahrverbot etc. – zu kurz, solange das Problem nicht an den Wurzeln gepackt wird: Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Fahrer und Verlegung aller möglichen Transporte auf die Schiene.