Do 23.05.2013
Liberalismus bedeutet in etwa Lehre von der Freiheit. Als politische Strömung entstand der Liberalismus in England durch die Industrielle Revolution. Die neue Produktionsweise passte nicht mehr mit der alten Gesellschaft zusammen. Als Reaktion gegen den nutzlosen Adel bildete sich der Liberalismus. Er war die Ideologie der aufstrebenden neuen Schicht der Fabrikbesitzer. Ihren Wohlstand sahen sie als selbst erarbeitet an. Das stand im Gegensatz zum vererbten Besitz des Adels. Der hatte aber trotzdem noch das Sagen. Die Liberalen wollten alle Schranken für sich aus dem Weg räumen. Der Starke sollte sich gegen den Schwachen in einem freien Wettbewerb auf einem freien Markt durchsetzen können. Adam Smith, einer der theoretischen Begründer des Liberalismus meinte: "Je freier und umfassender der Wettbewerb ist, um so mehr Vorteile hat die Öffentlichkeit."
Manche Liberale forderten auch die Abschaffung des Erbens als Ursache der Ungerechtigkeit. Auch heute wird Vermögen und Besitz zu 98% nicht erarbeitet, sondern vererbt. Ans Abschaffen des Erbens denken Liberale heute nicht mehr. Schließlich sind sie zur Herrschenden Klasse geworden, haben selbst geerbt und wollen weitervererben!
Für das Leben der einfachen Menschen in den Fabriken und auf dem Land hatten aber auch die Liberalen des 18. und 19. Jahrhunderts nichts über. Die Freiheit des Liberalismus hörte bei den Villen der Fabrikbesitzer auf. Ob die Kinder, Frauen und Männer in den Fabriken lesen konnten, interessierte sie nur so weit, wie es für die Arbeit von Nutzen war. Gewerkschaften „störten“ nur den freien Wettbewerb.
Nach dem Zusammenbruch des Stalinismus hat sich international der Liberalismus als „Freihandel“ durchgesetzt. Dabei geht es natürlich nicht um gleichberechtigten Handel zwischen Ländern, sondern darum, dass die Vormachtstellung der starken Länder und Konzerne festgeschrieben wird. Für Entwicklungsländer bedeutet das bis heute, die eigene Wirtschaft zu Gunsten der großen weltweiten Konzerne zu öffnen. In Nigeria ist der Einfluss von Shell heute so groß, dass teilweise von Shell-Country gesprochen wird.
Eigentlich ist der Liberalismus als gesellschaftliche Kraft durch die Durchsetzung des Kapitalismus über den Adel überholt. Trotzdem gibt es ihn bis heute als eine Art Speerspitze der radikalen Unternehmerpolitik gegen Löhne, Gewerkschaftsrechte, Zölle zum Schutz der Wirtschaft etc. In den USA spielte er in den vergangen Jahrzehnten immer wieder eine große Rolle – z.B. unter Präsident Reagan. Im Mittelpunkt stand die These, dass der Markt alles regeln würde. Deshalb sprachen sich Liberale wie Milton Friedman auch für die Freigabe von Drogen aus. Jeder Eingriff in den Markt wie Sozialgesetzgebung oder Gewerkschaften würde nur das Marktgleichgewicht verschieben und Krisen hervorrufen. Nun, die Sozialstaaten wurden weltweit zerschlagen, Löhne gekürzt und einem internationalem Wettbewerb nach unten ausgesetzt und trotzdem erleben wir gerade die größte Krise seit 100 Jahren!
Über weite Teile ist der Liberalismus mit dem Sozialdarwinismus konform. Beide gehen schließlich vom „Überlebensrecht“ des Stärkeren aus. Insofern ist Stronach eine sehr konsequente Verbindung dieser beiden Stränge: des Neoliberalismus und Sozialdarwinismus mit seinem Rechtspopulismus.