Mo 01.12.2003
Der große Erfolg der Anti-Sozialabbaudemonstration vor Kurzem in Berlin beweist, welche Chancen eine echte Opposition in den Gewerkschaften haben kann. Auch bei den Aktionen der überparteilichen "Plattform für kämpferische und demokratische Gewerkschaften" anlässlich der Arbeitskämpfe bei ÖBB und AUA zeigte sich, wie dringend eine andere Gewerkschaftspolitik in Österreich nötig ist.
Die Gründungskonferenz der Plattform am 13.10. war - wie bereits berichtet - ein Riesenerfolg, aber nur der Auftakt für unsere Aktivitäten. Anlässlich der Streiks bei ÖBB und AUA setzte sich die Plattform für einen einheitlichen Streiktag des öffentlichen Verkehrs und Dienstes ein. Unsere Tätigkeit beschränkte sich aber nicht darauf, solche Aktionen vom ÖGB zu verlangen, sondern selbst Aktionen zu setzten. Es gab gemeinsame Solidaritätsaktionen mit den EisenbahnerInnen, an der sich z.B. KollegInnen aus dem öffentlichen Dienst beteiligten. Auch eine Solidaritätsaktion mit den AUA-KollegInnen war geplant. Dies wurde zwar durch den Verhandlungsabschluss obsolet. An ihr hätten sich aber auch einige EisenbahnerInnen und LehrerInnen beteiligt - ein Zeichen für die zukünftigen Möglichkeiten der Plattform. Viele KollegInnen sammelten bei diesen Solidaritätskundgebungen sehr nützliche Erfahrungen: Wie vertrete ich die Anliegen der Streikenden in der Öffentlichkeit, was darf mir die Polizei nicht verbieten (...). Durch die kaum vorhanden ÖGB-Aktionen der letzten Jahre ist dieses politische "Know How" auch bei erfahrenen BetriebsrätInnen nicht selbstverständlich. Als am 14.11. der ÖBB-Streik ohne Erreichen des Streiksziels abgebrochen wurde, gab es großen Unmut. Damit dieser nicht in Frustration und Gewerkschaftsaustritt umschlägt, ist eine organisierte Opposition der Betroffen nötig. Sie könnte künftig der Gewerkschaftsspitze Dampf machen, Kampfmaßnahmen durch zusetzten und schließlich sogar personelle Alternativen anbieten. Auch eine Demokratisierung der Gewerkschaft durch Urabstimmungen und BetriebsrätInnenkonferenzen wollen wir gemeinsam durchsetzen. Die Plattform will hier ein praxistaugliches Konzepte entwickeln, weil wir von vielen KollegInnen gefragt werden, wie solche Abstimmungen und Konferenzen konkret umgesetzt werden könnten. Ein zentraler Mangel der Plattform war auch ihre Wien-"Lastigkeit". Dieser Mangel soll durch ein erstes Treffen in Oberösterreich rasch behoben werden.