Fr 15.06.2007
“Unter Doping versteht man den Besitz, den Handel, die Anwendung und den Versuch der Anwendung unerlaubter medizinischer Methoden, oder verbotener Substanzen im kommerzialisierten Hochleistungssport” (http://de.wikipedia.org/wiki/Doping)
“Wahr ist vielmehr, dass Leistungssport Geschäft ist - und zwar ein ganz brutales Geschäft. Vom einzelnen Sportler über die Sponsoren, und die Ausrüster (Stichwort: Schiindustrie) bis zur Tourismusbranche als ganzes gilt: Erfolg und Misserfolg von Sportlern entscheiden über Millionengewinn oder spektakuläre Pleiten.” (Vorarlberger Nachrichten, 25.5.2007)
Auch nach der Sperre von 13 Betreuern und der Strafzahlung von einer Million Dollar ist keineswegs alles in Ordnung. Tatsächlich ging es nur darum ein viel größeres Geschäft vielleicht doch noch zu retten; gemeint ist die Bewerbung Salzburgs für die Olympiade 2014. Die wesentliche Frage, nämlich dass der immer stärker kommerzialisierte Hochleistungssport - der Einsatz von Sponsoring, die Vermarktung der SportlerInnen (...) - Doping bedingt, bleibt weiter offen. Darüber hinaus gilt es auch eine weitere Facette nicht zu übersehen: Auch im Breiten-”Sport”, der immer stärker von bestimmten Schönheits- und Leistungsidealen der Werbung geprägt ist und selbst unter Jugendlichen, nimmt der Handel mit den entsprechenden Substanzen (Anabolika) stetig zu.
JedeR zweite SpitzensportlerIn betroffen
Doping ist keinesfalls ein Randphänomen wie lediglich 1,8 Prozent positive Dopingtests glauben machen könnten. Eine Studie in Deutschland, bei der SportlerInnen anonym befragt wurden, hat ergeben, dass praktisch jede/r Zweite in seiner Laufbahn von Doping betroffen ist. Der belgische Ratprofi Merckx weist auf die ökonomische Dimension des Problems hin: “Doping zahlt sich aus. Die Medien bekommen ihr Publikum, die Laboratorien und die chemische Industrie machen damit Profit und PR. Diejenigen, die in Dopingkontrollen investieren, wollen ein profitables Geschäft.” Zu Recht beschreibt der deutsche Nachrichtensender NTV die “Dopingspirale” als regelrechten Wettlauf im Rahmen der Pharmakonzerne zwischen neuen Dopingmethoden und der Entwicklung der entsprechenden Verfahren um diese nachweisen zu können. Kassiert wird also zwei Mal.
Schärfere Kontrollen und Sanktionen – (k)eine Lösung?
Sollte Salzburg doch noch den Zuschlag für 2014 bekommen, sind dafür Kosten von 920 Millionen bis 1,2 Milliarden Euro veranschlagt. Geld, das über öffentliche Aufträge jenen zufließt, die “großzügig” als private Sponsoren auftreten; sich also z.B. SpitzensportlerInnen, möglichst aber “SiegerInnen” als WerbeträgerInnen mieten. Demgegenüber stellt nun der ÖSV - noch dazu nicht freiwillig - nur eine Million Dollar zur Dopingbekämpfung zur Verfügung. Bereits dieses Ungleichgewicht zeigt auf, um wie viel Geld es geht. Die Dimensionen sind v.a. ein Hinweis darauf, wie stark der Antrieb zu neuen “Höchstleitungen” und Dopingverstößen ist. Eine konsequente Bekämpfung des Dopings bedeutet tatsächlich einen ökonomischen und ideologischen Bruch mit dem kapitalistischen Hochleistungssport. Letztlich stehen Sponsoring bzw. Vermarktung und Gesundheit bzw. Spaß (dazu ist Sport ja eigentlich da) in diametralem Gegensatz. Schärfere Sanktionen und Kontrollen für die “Sünder” bewirken nichts, wenn wir nicht diese grundsätzliche Unvereinbarkeit von Profit und Sport erkennen und deren Trennung konsequent durchsetzen.