Fr 01.05.1998
Fristgerecht vor der „endgültigen“ Entscheidung über die Teilnahme Österreichs an der Wirtschafts- und Währungsunion lieferten die beiden Wirtschaftsbeobachter WIFO (Wirtschaftsforschungsinstitut) und IHS (Institut für Höhere Studien) einen blendenden Konjunkturbericht ab.
Kurztenor: Der Wirtschaft geht es blendend, der Aufschwung ist wider Erwarten voll da und wird bis nach der Jahrtausendwende anhalten.
Hier die Eckdaten:
- Wachstum 1997: 2,7%, Wachstum 1998: 2,9% (IHS) bzw. sogar 3% (WIFO)
- Inflation 1997 nur 1,2%, wird weiter sinken.
- die frei verfügbaren Einkommen werden 1998 erstmals wieder steigen und zwar um 1,8%
Einziger „Wermutstropfen“, wie nicht anders zu erwarten: der Arbeitsmarkt: März 1998 waren 216.000 als arbeitslos gemeldet, 3,5% mehr als im März der Vorjahres.
Die davon Betroffenen werden noch einen langen Atem benötigen, denn Wirtschaftsforscher gehen davon aus, daß die Arbeitslosenquote bei anhaltender guter Konjunktur (!) von derzeit 7,1% auf doch 6,5% im Jahr 2002 sinken wird.
Schwachpunkte als Motor?
Die optimistische Prognose stützt sich tatsächlich voll und ganz auf die Schwachpunkte der derzeitigen wirtschaftlichen Entwicklung:
- Man erwartet eine Steigerung bei den Exporten von 14 %. Bisher war vor allem die für die österreichische Wirtschaft günstigen Wechselkursentwicklung (der Dollar stieg in den letzten 2 Jahren um ein Viertel) verantwortlich. Es ist nicht zu erwarten, daß sich dieser Trend fortsetzt.
- Ebenfalls fraglich ist - angesichts weiterer Sparpakete - die Verdoppelung der Zuwächse beim privaten Konsums.
- Hauptträgerin des Aufschwungs soll die Industrie sein. Hier wurden in den letzten Jahren 100.000e Arbeitsplätze abgebaut hat - ein Beweis auf welch schwächlicher Grundlage das bisherige Wachstum stattfand.
Südostasien? Nie gehört!
Kaum eine Rolle spielt für die „Experten”, die Krise in Südostasien. Diese Krise hat allerdings zumindest die Instabilität des Finanzsystems und der Weltwirtschaft insgesamt erhöht. Eine weitere Turbulenz dieser Art könnte sogar eine weltweite Krise auslösen. Die Konjunkturprognose sollen vor der Fixierung des Euro und der österreichischen EU-Präsidentschaft in der Bevölkerung Zuversicht und gute Stimmung verbreiten. Ihr Schicksal wird dasselbe sein wie das der „unabhängigen“ Gutachten und Absichtserklärungen, die vor dem EU-Beitritt abgegeben wurden. Sie wurden von der Realität eingeholt und totgeschwiegen.