Vorwärts 83 - Mai 1998

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Artikel in dieser Ausgabe:

01.05.1998

Gerade die FPÖ-Führung versucht die Revolution noch für einen zweiten „historischen Beweis“ heranzuziehen. Die Legende von der „rührenden Waffengemeinschaft“ (Roland Girtler) der Studenten und Arbeiter soll beweisen, daß die ArbeiterInnen auch heute noch von „nationalliberalen Intellektuellen“ befreit werden. Hier soll legitimiert werden, daß sich große Männer als Anwälte der „kleinen Leute“ aufspielen. Die angebliche Waffenbrüderschaft der Studenten mit den Arbeitern war seitens der Studenten eine sehr einseitige Angelegenheit.

01.05.1998

Wenn sich Politiker auf der Suche nach Profilierungsmöglichkeiten mit - und ausschließlich mit - Vertretern sektiererischer Politik und Positionen zusammensetzen, kann dabei nur eines herauskommen: Neue Gremien, die im wesentlichen eine Institutionalisierung des Konfliktes, aber nicht dessen Lösung bedeuten.

01.05.1998

2.100 australische Dockarbeiter (= Wharfies) wurden in der Nacht auf den 8. April von dem zweitgrößten Hafenverladeunternehmen Australiens, Patrick Stevedores, entlassen. Ein Gerichtsbeschluß ortete eine konspirative Verschwörung der Unternehmer gegen die Beschäftigten, an dem auch die Regierung beteiligt ist.

01.05.1998

Für den 1. April hat die Regierung sich diesmal eine ganz besonderen Scherz ausgedacht - und damit die Welt der elektronischer Medien in Österreich grundlegend verändert.  Ein Großteil der 42 mit einer Lokal- und 8 mit einer Regionallizenz bedachten Sender gingen in Betrieb. Von einer „neuen Vielfalt“ des Angebots kann aber keine Rede sein...

01.05.1998

Die politische Situation im Nachkriegsösterreich war durch das „Wirtschaftswunder“ und ein konservatives gesellschaftspolitisches Klima geprägt. Das Märchen von Österreich als erstem Opfer des deutschen Faschismus war eine unumstrittene Lebenslüge der Republik. In den Familien herrschten streng patriachale Strukturen, das Schulsystem war ein elitäres und die Universitäten waren durch konservative und rechtsextreme Burschenschaften beherrscht. Die Arbeitsbedingungen an den völlig veralteten Hochschulen wurden durch einen Boom an Studierenden regelrecht unerträglich.

01.05.1998

 1968 hielten in Frankreich auf dem Höhepunkt der Bewegung 11 Mio Arbeiter und Angestellte (bei insgesamt 15 Mio, von denen nur 2,3 Mio gewerkschaftlich organisiert waren) ihre Betriebe besetzt. Nicht nur Industriebetriebe, auch Bauernhöfe, Banken, Schulen, Unis, öffentliche Stellen, Bahn und Schiffe.. waren weitgehend lahmgelegt oder übernommen worden. Überall gab es Arbeiter-, Bauern- und Studentenkomitees. Fernsehen und Rundfunk befanden sich unter Kontrolle der Beschäftigten. Armee und Polizei waren angesteckt und wurden als „unzuverlässig“ bezeichnet.

01.05.1998

Während bei der Gemeinde Wien FPÖler unbehelligt im Rahmen des ÖGB bei den Gewerkschaftswahlen Anfang Mai  kandidieren dürfen, versucht sich die FPÖ in der Gewerkschaftsspaltung. Im niederösterreichischen Tulln geht am 1. Mai die Gründung der „Freien Gewerkschaft Österreichs“(FGÖ) über die Bühne. Einzig der GLB-Tullnerfeld und die Sozialistische Offensive Vorwärts protestieren am 1.Mai in Tulln unter dem Motto „Gegen blaue Gewerkschaftsfeinde - für einen kämpferischen ÖGB“ gegen diesen Vorstoß.

01.05.1998

 Obwohl die Baubranche schon immer eine Vorreiterrolle im Bereich der Flexibilisierung spielte, forderten die Arbeitgeber jüngst eine weitere Ausdehnung der Normalarbeitszeit und Einkommensverluste von bis zu öS 40.000,- jährlich. Dieser Anschlag konnte zumindest zeitweilig zurückgeschlagen werden.

01.05.1998

Am 4. und 5. Mai hält die GPA Wien ihre Landeskonferenz ab. Zusätzlich finden derzeit in ganz Österreich Konferenzen der verschiedenen Sektionen (Handel, Industrie usw.), der verschiedenen Landesorganisation und der Teilorganisationen statt. Im Herbst folgt dann der Gewerkschaftstag. Eine gewisse Radikalisierung an Teilen der Basis spiegelt sich in Anträgen und Aussagen von GewerkschafterInnen wider.

01.05.1998

Es gab 1995 satte 358 Dollar-Milliardäre, gemeinsam besitzen sie $ 762 Milliarden, das entspricht dem Einkommen der 2,5 Milliarden ärmsten Menschen. Seit nunmehr drei Jahren wird das „MAI“, das Multilaterale Abkommen über Investitionen verhandelt, das kein plötzlich auftauchender Teufel, sondern eine logische Folge der neoliberalen Entwicklungen, ist.

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