Mo 17.05.2010
Wie bricht man also als JugendlicheR aus dem Wohndilemma aus? Viele versuchen, in ärmeren Gegenden eine günstige Wohnung zu finden. Dort bilden sich kleine Initiativen, die den billigen Wohnraum nützen und sich bemühen, das Leben lebenswerter zu machen. Oft gelingt das auch für kurze Zeit. Der Zuzug z.B. von StudentInnen hat schon einige Stadtviertel kulturell bereichert. Es bilden sich coole Szenen, hippe Viertel etc.
Aber blöderweise leben wir im Kapitalismus, in dem alles zur Ware wird. InvestorInnen riechen den Braten und spekulieren mit Grundstücken und Wohnungen in solchen aufstrebenden Vierteln. Die Preise steigen.
Die kulturelle Aufwertung zieht Yuppies und Neureiche an, die dort hinziehen, weil es dort cool und angesagt ist. Und sie sind in der Lage, höhere Mieten als die bisherigen, meistens ärmeren MieterInnen zu zahlen. Die Mieten steigen und die ärmeren BewohnerInnen werden systematisch aus ihren Wohnungen gedrängt. Auch das restliche Leben wird teurer. Anstelle von alternativen Cafés siedeln sich hippe, teure Bars an. Dieses Phänomen gibt es schon länger, seit neuestem trägt es den schicken Namen „Gentrification”.
Ghettos
Es ist ein Faktum, dass in Großstädten wie Wien sich wieder mehr und mehr abzeichnet, wo arm und wo reich lebt. Dank der Spekulation und der Erhöhung der Mieten sind Bezirke, die vor 20 Jahren noch billig, aber cool waren, heute für junge Menschen unbezahlbar. Auf der anderen Seite bilden sich dafür Gebiete, in denen besonders viele MigrantInnen und ärmere Schichten leben. Man spricht von Ghettobildung - Mittlerweile ist der Begriff ein Schlagwort, das vor allem von der FPÖ genutzt wird, um gegen MigrantInnen zu hetzen. Sie meint, MigrantInnen würden sich absichtlich zu „Parallelgesellschaften” formieren. Die Wahrheit ist, dass sie keine andere Wahl haben, als in „Ghettos” zu ziehen. Überall anders ist Wohnen für sie unleistbar geworden. Es fehlt einfach an bezahlbarem Wohnraum und sozialem Wohnbau.
Die Stadt gehört uns allen!
Um Jugendlichen eine Wohnung zu garantieren und Ghettobildung zu verhindern brauchen wir mehr sozialen Wohnbau, der nicht irgendwo einsam in der Pampa steht, sondern eine gute Infrastruktur hat. Denn wir wollen zwar die Aufwertung der Lebensqualität in Stadtvierteln, aber sie muss für alle sein, und nicht nur für die, die es sich leisten können. Die Stadt gehört uns allen! Frei nach dem deutschen Rapper Holger Burner:
„Scheiß auf Latte Macchiato und Modeboutique.
Was wir wollen, ist leistbarer Wohnraum in Wien!”