Fr 04.08.2017
Was tut eine Partei, deren kultureller Horizont bei Hundebildern und dem Christkindl endet, wie diverse Titelblätter der Partei-Zeitschrift "Uhrturm" nahelegen? Sie setzt deren Chefredakteur Ernst Brandl in den Aufsichtsrat des Kulturfestivals "Steirischer Herbst".
Erinnern wir uns „besserer Zeiten“: 1998 hat Christoph Schlingensief Obdachlose aus ganz Europa eingeladen, in der ‚Sandlerhauptstadt‘ Graz einen Wettbewerb abzuhalten. Der 2010 verstorbene Künstler würde wohl im Grab rotieren, wenn er mitbekäme, welche Figuren nun jenes Projekt mitbestimmen, welches in der Vergangenheit mit wohltuenden und angemessenen Angriffen gegen die herrschenden Verhältnisse, rechte Geschichtsklitterung, die "Normalität" der Armut sowie zum Elend der menschlichen Existenz ("Sex und Todessehnsucht, Kunst und Krieg, Kaffee und Kuchen" (c) Werner Schwab) schockierte. Apropos Elend: Brandl gehört zur Riege um den deutschnationalen Vorbeter Andreas Mölzer. Deren ideologische Ausdünstungen enden des Öfteren im Schönreden der Nazi-Zeit. Selbst Vertreter der steirischen Kirchen kritisieren das Schmuddelblatt angesichts rassistischer "Berichterstattung" über Flüchtende.
Doch richtig gute Kunst ist ohnehin jene, die nicht geordneten Bahnen folgt, eine heile Welt vorspielt oder rückschrittliche Wahnvorstellungen zementiert. Somit werden wir hoffentlich auch dann entsprechende Aktionen und Performances erleben dürfen - selbst wenn Brandl auf die Idee käme, landesweit ein Leni-Riefenstahl-Festival zu organisieren. Und nebenan vielleicht eine Hunde-Schau?