OMV: Nein zur Ausgliederung

David Mum

Der österreichische Erdgasmarkt soll entsprechend einer EU-Richtlinie ab 10. August des nächsten Jahres vollständig liberalisiert werden. Großabnehmer können sich dann den Lieferanten aussuchen, der ihnen den besten Preis macht. Das OMV-Management will deswegen den Gasbereich aus der OMV ausgliedern, damit die eigenständige Gesellschaft mit einem ausländischen Rivalen zusammengehen kann.
Das lehnt der Betriebsrat und die Belegschaft ab. Da der Gasbereich bis jetzt die stabilste Einkommensquelle der OMV war, fürchtet die Belegschaft um den Fortbestand ihrer Arbeitsplätze. Denn im letzten Jahr gab es gerade im Bereich der Raffinerien und des Marketings Einbrüche.
Um Druck auf den Vorstand auszuüben, fand am 5. August eine Betriebsversammlung statt, an der fast 3.000 Beschäftigte teilgenommen haben. Diese hat beschlossen, daß das Gasgeschäft nicht ausgegliedert werden darf, daß der Fortbestand einer voll integrierten OMV gesichert sein muß und es keine Entscheidung auf dem Rücken der Mitarbeiter geben darf. „Andernfalls wären wir gezwungen, weitere Maßnahmen zu ergreifen, um unseren berechtigten Anliegen Nachdruck zu verleihen.“
Eine Ausgliederung hat klare Gewinner und Verlierer. Die Eigentümer können auf dem Rücken der Belegschaft sanieren, denn die auszugliedernden ArbeitnehmerInnen könnten ihre Kollektivvertrags-Zugehörigkeit, die Pensionszusagen sowie die Rechte aus den Betriebsvereinbarungen der OMV verlieren. Die Eigentümer können hingegen mit einem Verkauf einmal viel Geld verdienen, das sie in Form von hohen Dividenden einstecken. Mittelfristig gefährdet das den Fortbestand des Unternehmens und der 3.400 Arbeitsplätze. Hinter der Ausgliederung steckt auch die Verfügung über die begehrten OMV-Pipeline, die von Sibirien bis Triest reicht. Diese zu kontrollieren ließen sich viele Konzerne gerne einiges kosten.

Personalabbau

Die „Share-holder value“ - Ideologie hat schon bisher bei der OMV voll zugeschlagen. Diese Orientierung der Unternehmenspolitik an den Aktionärsinteressen zeigte sich ja schon im Personalabbau der letzten Jahre. Die Belastung hat sich für die MitarbeiterInnen extrem erhöht. Teilweise werden sie genötigt, sich am Abend abzumelden, um dann wieder ins Büro zu gehen. Es wurden heuer wieder 142 MitarbeiterInnen per  sogenannten „Golden-Handshake“ verabschiedet. Das Management reagiert anscheinend auf alle Probleme mit Personalabbau. Der Personalstand wurde von 8.798 1980 auf ganze 3.550 in 1999 mehr als halbiert.    
Während beim Personal seit Jahren gespart wird, wird den Aktionären das Geld förmlich nachgeschmissen. Trotz eines Rückganges des Betriebserfolges von 5,76 Mrd. S. 1997 auf 3,03 Mrd. S. 1998 wurde die Dividende von 26% auf 31% erhöht.
Die Ankündigung, sich der Ausgliederung zur Wehr zu setzen, wird im Herbst, wenn die Zukunft des Gasbereichs entschieden wird, auf die Bewährungsprobe gestellt. Da können sich dann auch die Ex-OMVler in der Regierung zu Wort melden, denn die OMV gehört noch immer zu 35% dem Staat. Es ist zu hoffen, daß den kämpferischen Tönen Taten folgen, denn ein Widerstand gegen die arbeitnehmerfeindliche Unternehmenspolitik ist in Österreich schon überfällig und wäre ein positives Signal an andere Belegschaften, denen die Eigentümer zu Leibe rücken.

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