Neue Technologien - Neue BetriebsrätInnen

Sven Hilberth, Vorsitzender des Angestellten Betriebsrats-Webbfreet

Seit dem großen Crash an der Nasdaq, der amerikanischen Wachstumsbörse, für Technologietitel, ist die Kriese auch in der New Economy da. Die Illusionen, hier schnelles Geld machen zu können, sind wie eine Seifenblase zerblatzt. Übergeblieben ist ein Scherbenhaufen. Investmentgesellschaften ziehen ihr Geld aus den Firmen ab oder sperren diese ganz zu. Es geht abwärts...

Viele ArbeitnehmerInnen sind davon betroffen: Die einen werden gekündigt, die anderen müssen Gehaltsreduktionen in Kauf nehmen. Im gesamten deutschsprachigen Raum begannen sich die Belegschaften zu wehren; Betriebsräte wurden gegründet. So auch in unserer Firma, der in Wien ansässigen Internet-Fernsehanbieter Webfreetv.com.

Wirtschaft & Regierung

Im November 2000 wurde der Vorstand weitgehend ersetzt. Neuer Vorstandsvorsitzernder ist §Börsenguru§ Mag. Michael Lielacher. Aus dem früheren kritischen Medium, das z.B Schlingensiefs “Ausländer Raus” live im Internet übertragen hat, wird nun ein Dienstleistungsunternehmen, das sich auf Auftragsproduktionen beschränkt. Lielacher bekennt sich öffentlich zu seiner Unterstützung für die blauschwarze Koalition.
Im Dezember 2000 gab es die erste Betriebsversammlung. Am 8. Jänner 2001folgte die Wahl zum Betriebsrat, bei der die einzige Liste mit fast allen abgegebenen Stimmen gewählt wurde.
Ich wurde noch am Tag vor der Wahl, von der Firmenleitung gekündigt. Mehrfache Einsprüche durch die Gewerkschaft wurden mit einer Klage vor dem Arbeits- und Sozialgericht beantwortet, die erst am Tag der ersten Verhandlung zurückgezogen wurde.
Im März folgte ein Abwahlantrag auf Initiative einiger leitender Angestellter. Viele KollegInnen glaubten “es gehe nur um eine Diskussion über die Arbeit des Betriebsrates”. Bei der folgenden Betriebsversammlung wurden wir durch den Zentralsekretär der Gewerkschaft Kunst, Medien, Sport, freie Berufe (KMSFB) unterstützt. Der Abwahlantrag wurde mit absoluter Mehrheit abgeschmettert. Für die Abwahl eines Betriebsrates ist eine zwei-drittel Mehreheit notwedig.

Lielacher: Gegen die Gewerkschaft

Gerüchteweise wird die Verschlechterung des Betriebsklimas durch den Vorstand wird mit der Existenz des Betriebsrates begründet. “Für mich gibt es keine Gewerkschaften, keine Arbeiterkammer und keine Betriebsräte. Deren Existenz habe ich nicht anerkannt” meinte Michael Lielacher einmal. Und so verhält sich die Unternehmensleitung auch.
Es folgt ein Kampf um die im Gesetz festgeschriebenen Rechte des Betriebsrates, die in mühsamer Kleinarbeit durchgesetzt werden müssen. Von Mitspracherechten bei Gleitzeitregelungen bis zur Information, wird alles vezögert.
Aber wir Betriebsräte werden gemeinsam beweißen das auch im Bereich der „NEW-Economy eine kämpferische Betriebsarbeit möglich ist!

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