Mi 01.10.1997
Mitte September berichtete die „Welser Rundschau“ vom „Aufstand der Mieter gegen (die) Heimstätte“. Den MieterInnen der Welser Heimstätte in der Noitzmühle reicht es: Lange genug mußten sie horrende Betriebskosten, steigende Rechnungen und die Arroganz der Leitung hinnehmen. Deshalb gibt es nun eine kämpferische MieterInneninitiative, deren Hauptorganisatorin Theresia Landauer ist
Sie sammelt seit Wochen Daten und Unterlagen, verarbeitet Rechnungen zu Statistiken, holt Unterschriften und Protestbriefe ein, organisiert den Widerstand! Von Tag zu Tag beteiligen sich immer mehr Menschen, vor allem Frauen. Auch wird immer klarer, daß die Grenzen nicht zwischen „In“- und „Aus“länderInnen verlaufen; gemeinsame Interessen verbinden! Mindestens 15 Häuserblocks sind schon einbezogen, aus Linz und Micheldorf erhielten wir bereits Anrufe, man wolle sich anschließen!
Kosten explodieren
Die Mieten stiegen von 1996 auf ‘97 um satte öS 7,7 pro m2 und auch bei den Betriebskosten muß einiges geändert werden. Hier kam es in manchen Bereichen zu Steigerungen von 300 %, in den letzten 5 Jahren. Viele MieterInnen müssen bereits drei Viertel oder mehr ihres Einkommens für die Gesamtmiete aufwenden. Dafür leben sie in desolaten Häusern, deren Außenwände aus Schüttbeton bestehen, wo sich sehr leicht Kondenswasser und damit Schimmel bildet. Reparaturen werden jahrelang verschleppt, wenn etwas gemacht wird, müssen das die BewohnerInnen häufig selbst bezahlen. Interessant ist auch die Frage, was mit den 8,5 Millionen Überschuß geschieht, die die Heimstätte 1996 erwirtschaftet hat - an die MieterInnen wurden sie jedenfalls nicht ausbezahlt! Eine der wichtigsten Forderungen ist daher auch die Senkung der Betriebskosten um 30 %.
‘Gemeinnützige Genossenschaft’
Bei der „Heimstätte“ handelt es sich um eine „Genossenschaft“, die eigentlich keine ist. 78,9 % werden vom städtischen Magistrat kontrolliert; die Mitglieder (Mieter) haben keine 10 % Anteil. Die Heimstätte herrscht über 25 % aller Haushalte in Wels (ca. 7400), im Stadtteil Noitzmühle allein über 1100 Wohnungen. Für die MieterInnen ist es fast unmöglich, an Informationen über die Finanzen „ihrer“ (?) Heimstätte heranzukommen. Interessant wäre z.B., wann der Kredit über 35 Millionen, der vor rund 20 Jahren aufgenommen wurde und der seither von den MieterInnen teuer zurückgezahlt wird, abbezahlt ist. Die Heimstätte reagiert auf Forderungen und einen Einspruch der Mieter gegen die Mietvorschreibung 1997 mit zynischen Antworten. Ihre „Vorschläge“: selbst putzen und eine Mülltonne weniger... Das Vertrauen in den Heimstätten-Vorstand ist gleich Null - die MieterInnen verhandeln nur mehr schriftlich!
Mafia-Methoden?
Im Vorstand der Heimstätte finden sich bekannte Gestalten wie Josef Matejka (SPÖ) aber auch Lindinger (ÖVP) und Sterneder (FPÖ) wieder. Besonders über Matejka (Obmann der Heimstätte, ex-Stapo-Chef, Chef der Fremdenpolizei (!), verwickelt in die rechtsextreme Stammtischaffäre) und seine Methoden der Wohnungsvergabe herrscht großer Unmut. Auf Druck von Bürgermeister Bregartner (SPÖ) konnte ein Treffen der MieterInnen in der VHS nicht stattfinden. “Plötzlich” war eine „Faschingssitzung“ dazwischen gekommen. Sowohl der Wohnbau-Landesrat E. Haider (SPÖ) als auch ein FPÖ-Stadtrat scholten Frau Landauer „Doch nicht im Wahlkampf!“.
SOV unterstützt die Initiative
“Gerade im Wahlkampf” - galt und gilt aber für uns! Wir unterstützen die Initiative so gut wir können - z.B durch das Sammeln von Unterschriften,... Am 27.9. hielt die SOV eine Veranstaltung zum Thema Heimstätte ab - eine Veranstaltung, die in ganz Wels bekannt war!
Bei unseren wöchentlichen Straßenaktionen in der FuZo sind die Heimstätten-Schweinereien natürlich Thema Nr. 1. Vielleicht versucht uns die Polizei ja auch deshalb die Verwendung eines Megaphones zu verbieten. Besonders berichtenswert: Ein SPÖ-Gemeinderat ließ uns mittels der Polizei verbieten, ihm unsere Sondernummer „Schweinerei bei Heimstätte“ anzubieten!
Sofortige Offenlegung der Bücher!
Die Heimstätte unterliegt keiner unabhängigen Kontrolle! Um zu wissen, was mit dem Geld passiert, muß eine Finanzkontrolle der MieterInnen eingesetzt und die Bücher der Heimstätten offengelegt werden. Sie haben Recht zu wissen, was mit ihrem Geld geschieht! Widerstand ist machbar, Herr und Frau Nachbar!