Mi 06.05.2009
Der britische Wirtschaftswissenschafter John Maynard Keynes (1883–1946) begann seine Karriere im Indienministerium, das die koloniale Ausbeutung regelte. Seine Konzepte, die sich gegen die vorherrschende neoklassische Wirtschaftspolitik richteten, mussten sich innerhalb der bürgerlichen Klassen erst den Weg bahnen. Mit dem Börsencrash des “Schwarzen Freitag” und der darauffolgenden Weltwirtschaftskrise brachen diese Widerstände für eine bedeutende Periode weg.
Die bürgerliche Wirtschaftspolitik musste mit ungewohnten Mitteln reagieren, um das völlige Chaos zumindest hinauszuschieben. Die Durchsetzung der Ideen Keynes im US-amerikanischen New Deal beruhte nicht zuletzt auf der Hoffnung der KapitalistInnen, dadurch die Bedeutung marxistischer Einflüsse in der ArbeiterInnen-Bewegung zurückzudrängen. Massenarbeitslosigkeit und Weltkrieg konnte der Keynesianismus nicht abwenden. Gegen Börsencrash und Fabriksschließungen riet Keynes, “die Preise in der Weltwirtschaft zu erhöhen”. Diese “weltweite Vergrößerung der kreditfinanzierten Ausgaben” sei eine (national-)staatliche Aufgabe. Zwischenzeitlich befanden sich die imperialistischen Nationalstaaten jedoch bereits im Zweiten Weltkrieg, um Überkapazitäten zu vernichten und die Welt neu aufzuteilen.
Keynes pflegte in den 30er Jahren enge Kontakte zu Hitler-Unterstützern wie dem Deutschen Reichsbankpräsidenten Schacht. Er beschrieb in einem seiner Bücher für den deutschen Markt die Lage unter der Hitler-Diktatur durchaus mit Wohlwollen und lediglich als “ausgeprägtere staatliche Führung”. Keynes kämpfte nicht für Lohnerhöhungen, um die Not von Menschen zu lindern. Überhaupt hegte er eine tiefe Abneigung gegen die ArbeiterInnen. Seine Aufmerksamkeit galt vielmehr der gezielten Nachfrage-Steigerung, um die Preise für Konsumgüter (wieder) zu erhöhen. Dies mögen sich alle heutigen “linken” Neo-KeynesianerInnen vor Augen halten, die fahrlässig Keynes Ideen als Rettungsanker für arbeitende und arbeitslose Menschen darzustellen versuchen.