Do 01.05.1997
In den letzten vier Monaten gab es in Griechenland eine mächtige Welle von Kämpfen gegen die Angriffe der PASOK-Regierung. Bis jetzt haben die Reinigungskräfte in den Schulen, Bauarbeiter, RentnerInnen, kinderreiche Familien, Beschäftigte im Einzelhandel, FachärztInnen, Bauern und Bäuerinnen, Hafenarbeiter, LehrerInnen, die Beschäftigten in der öffentlichen Papierindustrie und noch weitere gestreikt und demonstriert.
Die 6 Monate alte „sozialistische“ PASOK-Regierung hat es in kurzer Zeit geschafft, 80 % der GriechInnen gegen ihre Politik aufzubringen, so daß die große Mehrheit der Beschäftigten alle bisherigen Streiks und Kämpfe unterstützte. Lohnkürzungen, Steuer“reformen“ (die nur die Unternehmer erfreuten), Privatisierungen, tausende Entlassungen, Subventionskürzungen und Sozialabbau sind nur einige der Maßnahmen der Regierung, damit Griechenland die Maastricht-Kriterien erfüllen kann.
Die wichtigsten Kämpfe - von Dauer, Form und Bewußtsein her - waren die der Bauern und Bäuerinnen, der Hafenarbeiter und der LehrerInnen. Die Bauern blockierten im Dezember 25 Tage lang die Autobahnen. Der Kampf mußte von unten organisiert werden, da die Führung der Bauerngewerkschaft dagegen war. Als die Bauern dies erkannt hatten, schufen sie eigene Kampfkomitees und fingen an, sich zu wehren. Ihre Hauptforderungen waren: Kein Arbeitsplatzabbau (die Regierung plant in den nächsten 10 Jahren mindestens 250.000 Stellen abzubauen) und keine Subventionskürzungen.
Die Hafenarbeiter
Die Hafenarbeiter haben von 5. Dezember bis 11. Jänner gestreikt und die Häfen blockiert. Sie verhinderten das Einlaufen von Schiffen, indem jedes Mal einige ins Wasser sprangen, wenn ein Schiff einlaufen wollte. Der Streik wurde durch die Steuer“reformen“ und die große Arbeitslosigkeit in ihrem Bereich provoziert. Obwohl die Gewerkschaftsführung den Streik schnell beendete, haben die Hafenarbeiter einen Teilsieg errungen - es gibt fast keine Steuer“reform“ für sie.
Die LehrerInnen haben 8 Wochen lang für höhere Löhne, für mehr Geld für die Ausbildung und mehr Arbeitsplätze gestreikt. Der Kampf fing erst auf starken Druck der Basis auf ihre Führung hin an. Er konnte so lange geführt werden, weil die LehrerInnen schon zuvor regionale Komitees hatten und ein Kampfkomitee geschaffen wurde, das die Gewerkschaftsführung kontrollierte. Durch diesen Streik bekamen die LehrerInnen höhere Löhne, und die Regierung wurde verpflichtet, vom neuen Schuljahr an mehr LehrerInnenarbeitsplätze zu schaffen.
Kämpferische Stimmung
Die Stimmung der griechischen ArbeiterInnenklasse ist nach langer Zeit wieder sehr kämpferisch, wie in fast allen Ländern Europas. Die alltägliche Realität bringt die Beschäftigten dazu, zu ignorieren, was die Regierung über die Notwendigkeit der Erfüllung der Maastricht-Kriterien sagt, da sie sonst nicht überleben könnten. Ihr Lebensstandard ist ohnehin einer der niedrigsten in Europa.
Darüber hinaus fangen die griechischen Beschäftigten an, zu verstehen, daß die heutigen Gewerkschaftsführungen, meist selbst Mitglieder der PASOK, Marionetten der Regierung sind und ihre Kämpfe nur behindern. Sie stellen sich gegen ernsthafte Kämpfe, die eben auch Streiks beinhalten. Kommt es gegen ihren Willen doch zu Gegenwehr, so versuchen sie, diese so schnell wie möglich zu beenden. Deshalb wurden fast alle Kämpfe der letzten Zeit von unten organisiert. Aber nur so konnten Verbesserungen erkämpft werden. Dies werden aber nicht die letzten Kämpfe der griechischen ArbeiterInnenklasse sein. Je mehr die Regierung solche Maßnahme trifft, desto mehr Kämpfe wird es geben - nicht nur in Griechenland, sondern in ganz Europa.