Die Leiden des jungen Wählers

Kummerkastentante Hilda hat ein offenes Ohr für alle eure Sorgen

FRAGE AN HILDA

Liebe Hilda,

Seit ich 16 bin, hat sich in meinem Leben etwas total verändert und ich bin ratlos. Seit ich wählen darf, hab ich keine Ahnung, was ich machen soll. Ich will wirklich weniger Armut und Arbeitslosigkeit, aber ich will nicht, dass dafür "Ausländer raus" müssen. Aber alle PolitikerInnen, die ich kenne, sind weder arm noch arbeitslos - wie sollen sie dann meine Probleme lösen? Die wissen gar nicht, wie es mir und meiner Familie geht. Außerdem könnte ich auch nie etwas mitreden! Die entscheiden sowieso, wie´s ihnen passt! Was bringt da wählen gehen noch?

Mit Lieben Grüßen,

Deine verwirrte Antonia

ANTWORT VON HLDA

Liebe Antonia,

Zu allererst herzlichen Glückwunsch, dass du dir Gedanken machst übers Wählengehen! Dein Verhalten, eine Partei danach auszuwählen, ob sie wirklich deine Meinung vertritt und sie durchsetzen kann, ist vorbildlich. Das zeigt, dass Jugendliche nicht so unpolitisch sind, wie oft behauptet wird.

Nun zu deinen Bedenken: Du musst dir keinesfalls Sorgen machen! Es ist normal, dass man in Zeiten wie diesen seine Zweifel hat, wen man wählen soll, ob wählen überhaupt noch Sinn macht.

Ich kann dir zustimmen, es ist für Leute, die sozial denken, die gleiche Chancen für alle wollen, schwer, eine Partei zu finden, die er oder sie wählen kann. Noch besser ist es natürlich, auch selbst aktiv zu werden!

Trotzdem kann ich dir einen Rat geben: Auch wenn es gerade nicht so scheint, die Idee von Parteienist nicht an sich schlecht! Dass Menschen, die gemeinsame Interessen und gemeinsame Ziele haben, sich zusammenschließen ist sinnvoll und praktisch. Es gibt nun mal unterschiedliche Interessen - manche wollen Frauen diskriminieren, andere Gleichberechtigung. Manche wollen MigrantInnen abschieben, andere sind für gleiche Rechte. Manche stehen auf der Seite der ArbeitnehmerInnen, andere auf jener der UnternehmerInnen. Das kann man wohl nicht unter einen Hut bringen - das ist auch gut so. Arm und Reich haben unterschiedliche Interessen - und mensch braucht daher auch unterschiedliche Organisationen. Eine ArbeiterInnenpartei wäre dringend nötig, finde ich.

Die etablierten Parteien sind ja tatsächlich abschreckend. Wie du geschrieben hast, kriegen sie viel Geld vom Staat und die PolitikerInnen verdienen sehr viel, meistens besser als die Leute, die sie vertreten. Und die Parteien sind total undemokratisch. Mitspracherecht haben meistens nur ein paar, die Karriere machen in den Parteien. Diejenigen sind auch nicht arm, geschweige denn ferngehalten von akademischer Bildung. Es sind immer die gleichen Leute in diesen Parteien, die aus ähnlichen Schichten kommen, in der selben wohlhabenden Situation sind. Und sie machen ja auch Politik nur für diese kleine privilegierte Schicht.

Du hast Recht, wenn Du mit diesen Parteien nichts zu tun haben willst. Also, meine liebe Antonia, ich kann dir nur empfehlen, dass du dich genauer umhören musst nach wirklich anderen Organisationen und Parteien. Du bist für gleiche Chancen für alle, wirklich alle, nicht nur wohlhabende ÖsterreicherInnen - eine sozialistische Partei wäre für dich da wohl das richtige. Der sozialistische EU-Abgeordnete Joe Higgins aus Irland lebt vom gleichen Betrag wie ein irischer Arbeiter, den Rest seines Gehalts gibt er an seine Partei ab. Es gibt solche demokratischen und sozialistischen Parteien ohne Privilegien - die haben aber mit den etablierten Parteien nichts zu tun! Die Art von Partei, die du dir wünschst, könnte denen, die gerade an der Macht sind, sehr gefährlich werden, weil sie eine echte Alternative zum etablierten Einheitsbrei ist und auch aktiv Proteste unterstützt.

Viel Glück auf deiner Suche wünscht,

Hilda

Hildas kleiner Wink mit dem Zaunpfahl

Auszüge aus den Statuten der SLP:

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"Die SLP anerkennt ausdrücklich das Recht auf unterschiedliche Meinungen innerhalb der Organisation. UnterstützerInnen einer Meinung haben die Möglichkeit und das Recht, sich in Tendenzen oder Fraktionen zusammenzuschließen."

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