Fr 01.05.1998
Gerade die FPÖ-Führung versucht die Revolution noch für einen zweiten „historischen Beweis“ heranzuziehen. Die Legende von der „rührenden Waffengemeinschaft“ (Roland Girtler) der Studenten und Arbeiter soll beweisen, daß die ArbeiterInnen auch heute noch von „nationalliberalen Intellektuellen“ befreit werden. Hier soll legitimiert werden, daß sich große Männer als Anwälte der „kleinen Leute“ aufspielen. Die angebliche Waffenbrüderschaft der Studenten mit den Arbeitern war seitens der Studenten eine sehr einseitige Angelegenheit. Als Druckmittel gegen das Regime galt der „Pöbel“ als gut genug, als die Revolution allerdings drohte, soziale Forderungen in den Vordergrund zu stellen, war von einer „Waffengemeinschaft“ wenig übrig. Der Kaiser versprach bereits am ersten Tag der Revolution eine Verfassung und die Gewährung bürgerlicher Grundrechte. Am zweiten Tag stimmte er der Bewaffnung der Bürger „zum Schutz des Eigentums“ zu. Die ganze Revolution befand sich im Dilemma: Noch ehe der Adel aus dem Land gejagt war, befand sich die Bourgeoisie bereits im krassen Klassengegensatz zur ArbeiterInnenklasse. In der Revolution brach der „Kampf der Untertanen“, wie es Karl Marx bezeichnete, aus. Das Bürgertum war als politische Klasse noch nicht konstituiert. Angesichts der sozialen Revolution flüchtete das Bürgertum schnell zurück in die Arme des Kaisers und arrangierte sich. Der Aufstand des „Pöbels“ wurde brutal niedergemetzelt.
Die Rolle der Burschenschaften
Waren bei ihrer Gründung im Jahr 1815 eindeutig reaktionäre, völkische Deutschnationale rund um Friedrich Ludwig Jahn in der Mehrheit, wendete sich das Blatt in den 1830er Jahren. Radikaldemokratische StudentInnen gewannen unter dem Eindruck der Julirevolution von Paris 1830 die Oberhand. Im März 1848 stellten sie die Mehrheit. Sie formulierten den Begriff der Nation nach französischem Vorbild im klaren Zusammenhang mit Demokratie. Sie riefen nach einer deutschen Republik. Die völkisch orientierten Deutschnationalen hingegen träumten im wesentlichen von einem geeinten deutschen Kaiserreich, dessen Feinde die Franzosen (= die Aufklärung) im Äußeren und die Juden und Jüdinnen (als fünfte Kolonne der Franzosen, weil Napoleon sie aus den Ghettos befreit hat) im Inneren darstellten. Im Verlauf der Revolution drängten die reaktionären Burschenschaften die radikaldemokratischen zunehmend zurück; auch das spiegelt den Rückzug des Bürgertums wider. Die Niederschlagung der Revolution zerschlug auch die radikaldemokratischen Traditionen der Burschenschaften. Nach der Revolution entschuldigten sich viele der „Revolutionäre“ beim Kaiser damit, daß sie einer „französisch-jüdischen“ Konspiration aufgesessen seien.
Wenn sich die heutigen Burschenschaften auf diese Revolution beziehen so muß man sehen, daß sie nicht die Erben der damaligen Demokraten sind, sondern vielmehr das Produkt des nachträglichen Arrangierens mit dem Regime. Als 1918 dann die Republik erkämpft wurde, wetterten sie heftig gegen die „Diktatur des Pöbels“, den „Anschluß“ 1938 hingegen feierten sie als Erfüllung des „deutschen Traums“.
Auf die Straße!
Wir dürfen am 16. Mai den Massenaufmarsch der Rechtsextremen nicht tatenlos zusehen. Deshalb hat sich auch bereits ein breites Bündnis gebildet, das eine Demonstration organisiert. Jugend gegen Rassismus in Europa / JRE und die Sozialistische Offensive Vorwärts / SOV sind natürlich dabei.
Widerstand lohnt sich!
Der Kampf gegen den Dichterstein Offenhausen, eines der größten Vernetzungstreffen von Ewiggestrigen und Neonazis, hat gezeigt, daß aktiver antifaschistischer Widerstand Wirkung zeigen kann.
Gegen den Verein „Dicherstein Offenhausen“, der die Treffen alljährlich organisierte, wurde offiziell wegen Verdachts auf nationalsozialistischer Widerbetätigung ein Verfahren eingeleitet und das Treffen untersagt. Ohne den Druck durch regelmäßige Protestkundgebungen wäre dies sicher nicht geschehen.