Di 10.10.2006
Bei NXP (vormals Philips) Sound Solutions fanden am 4. und 5. Oktober Betriebsratswahlen statt. Diese waren notwendig geworden, nachdem Philips seine Halbleitersparte (37.000 Beschäftigte weltweit) an die Finanzinvestoren Kohlberg Kravis Roberts (KKR) und andere verkauft hatte. KKR hatte sich bereits in den 80er Jahren sogar in Wirtschaftskreisen einen schlechten Ruf aufgebaut, indem sie Unternehmen kauften, aussaugten, massenweise ArbeiterInnen entließen und danach einfach fallen gelassen hatten. (Anm.: KKR gehört gemeinsam mit Allianz auch zu den Interessenten an der BAWAG)
Vor diesen – zusätzlich zu den zu erwartenden weiteren Angriffen auf ArbeitnehmerInnen – nicht gerade aufbauenden Zukunftsaussichten kandidierten wir zu sechst mit einer eigenen Liste neben der alteingesessenen des langjährigen Zentralbetriebsrates von Philips Österreich, Gerhard Koch.
Warnung vor “bösen Kommunisten”
Postwendend wurden die ersten Angriffe gestartet, die teilweise aus den untersten Schubladen hervorgeholt wurden. Von Vorgesetzten wurde Angst verbreitet, dass eine Wahl unserer Liste massive Verschlechterungen (bis zur Werksschließung) nach sich ziehen würde. (Anm.: Gerhard Koch hat in den letzten zwanzig Jahren als BR Kündigungen von fast 10.000 KollegInnen mitgetragen und hatte auch noch vollstes Verständnis für diese “notwendigen” Einsparungsmaßnahmen.) Zusätzlich versuchte Koch, mich als “bösen Kommunisten” hinzustellen, belegte dies mit Zeitungsartikel unserer Septemberausgabe, was zur Folge hatte, dass die SLP auch bei 400 KollegInnen einigen Bekanntheitsgrad erlangte. Für diese Werbung möchte ich Gerhard Koch an dieser Stelle herzlich danken.
25,7 % im ersten Anlauf!
Warum uns trotzdem 92 unserer KollegInnen (25,7 %) wählten und sich keine Angst machen ließen, liegt daran, dass wir uns nicht auf dieses Niveau begaben, sondern in mehreren Aussendungen und einer sechsseitigen Zeitung mit konstruktiver Kritik aufwarteten und unsere Standpunkte und Vorstellungen von aktiver Betriebsratsarbeit vermittelten. Nämlich, dass für wirkungsvolle Betriebsratsarbeit intensives Zusammenarbeiten mit den KollegInnen – wir haben ja auch ihre, und nicht nur unsere Interessen zu vertreten – notwendig ist; dass es nötig ist, sich von dem jahrzehntelang üblichen Kuschelkurs zu verabschieden, keine faulen Kompromisse für angebliche Standortsicherung einzugehen und nur starke, kämpferische und demokratische ArbeiterInnen-Vertretungen, die sich auch nicht vor Auseinandersetzungen mit den Kapitalisten scheuen, gemeinsam mit den ArbeiterInnen die kommenden Angriffe abwehren werden können. Schlussendlich zeigt das Wahlergebnis, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben und sollte als nachzuahmendes Beispiel angenommen werden, um den Aufbau von demokratischen und kämpferischen Gewerkschaftsstrukturen zu forcieren.