Di 21.01.2020
Die KV-Verhandlungen im Sozialbereich stehen wieder vor der Tür. Letztes Jahr ist es während der Verhandlungen in mehreren Betrieben zu Warnstreiks gekommen. Die Streiks und vor allem die Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung stießen in den Chefbüros auf Ablehnung. In der Praxis, ob es sich um KV-Verhandlungen oder die Dienstplaneinteilung handelt, zeigt sich schnell, auf welcher Seite der/die „leiwande Chef*in“, der/die auf auf „eineR von uns macht“, dann wirklich steht. Gerade im Sozialbereich mit vielen kleinen Vereinen scheint die Grenze zwischen Chefs und Beschäftigten zu verschwimmen, die Chefs haben weniger Privilegien, arbeiten teilweise sogar noch mit.
Die meisten Betriebe im Sozialbereich befinden sich in privater oder kirchlicher Hand. Die Trägervereine sind also von staatlichen bzw. kirchlichen Förderungen abhängig und schlecht ausfinanziert. In den KV-Verhandlungen stehen die Chefs vor der Wahl bzw. dem Dilemma: Setzen sie die von oben verordnete Mangelwirtschaft und damit Kürzungen um, oder stellen sie sich auf die Seite der Beschäftigten und der Klient*innen?
Bei der Caritas, einem Trägerverein der katholischen Kirche, wurden als Sparmaßnahme die Reinigungskräfte ausgegliedert, was für die betroffenen Kolleg*innen Gehaltseinbußen von 25% bedeutet. Und das, obwohl die katholische Kirche milliardenschwer und nach dem Staat die größte Landbesitzerin in Österreich ist. Sowohl im konfessionellen als auch im privaten Bereich wäre genug Geld vorhanden, die Prioritäten liegen jedoch dabei, die Ausgaben gering zu halten.
Doch es ginge auch anders: Private und konfessionelle Betriebe könnten von der öffentlichen Hand übernommen und unter die Kontrolle der Beschäftigten gestellt werden. Eine ausreichende Finanzierung ist möglich, wenn das Vermögen der Superreichen und der kirchlichen Organisationen zum Wohle aller und nicht nur weniger verwendet würde: So könnte nicht nur der Sozialbereich ausfinanziert werden!
Im Sozialbereich ist in kommender Zeit mit weiteren Arbeitskämpfen zu rechnen. Basisinitiativen wie Sozial aber nicht blöd und Aktivist*innen der SLP werden sich beteiligen und auf Seiten der Beschäftigten für echte Verbesserungen kämpfen. Ob dann die „leiwanden“ Chefs auf unserer Seite stehen, wird sich zeigen.