Mo 16.03.2015
Im März starten die Kollektivvertragsverhandlungen für die Elektroindustrie. Rund 55.000 KollegInnen sind betroffen. Seid 2013 prägt ein neues Zauberwort der Sozialpartner die Verhandlungen: Die „Freizeitoption“. Auf der Website der Gewerkschaft „ProGe“ wird diese verlockend mit einer Hängematte beworben. Der Trick: Beschäftigte, die einen höheren Lohn als im Kollektivvertrag vorgesehen erhalten („Überzahlung“), können auf eine Lohnerhöhung verzichten, und kriegen stattdessen jährlich eine Woche mehr Freizeit. Informationen, worüber heuer verhandelt wird, gibt es für normale Gewerkschaftsmitglieder nicht. Die Gewerkschaftsspitzen arbeiten lieber an den KollegInnen vorbei, als diese einzubinden. Thomas Hauer, Beschäftigter in der Elektroindustrie und ProGe-Mitglied, erklärt: „Information? Die einzige Info die wir bekommen, ist ein Zettel, wenn der ganze Spuk vorbei ist. Gefragt, ob wir mit den Verhandlungsergebnissen zufrieden sind, wurden wir auch noch nie.“
Klar wollen viele KollegInnen lieber mehr Freizeit, als bis zu 12 Stunden in der Fabrik stehen. 12-Stunden-Schichten sind heute in manchen Fällen üblich und 10-Stunden-Schichten in vielen Betrieben die Regel. Die Profitwünsche der Unternehmer wurden in den letzten Jahren extrem berücksichtigt und die Arbeitszeit flexibilisiert. Mit Zustimmung der Gewerkschaften! Viele KollegInnen müssen in Krisenzeiten aber auch schauen, über die Runden zu kommen und für einen allfälligen Jobverlust vorzusorgen. Hier ein „entweder - oder“ zu verlangen ist gewerkschaftspolitisch unverantwortlich!
Thomas Hauers Botschaft an die Gewerkschaftsspitze: „Freizeit oder Geld? Wenn ich mir jedes Jahr die Produktionssteigerungen ansehe, müsste beides drinnen sein! Aber keine 2-2,5 % oder eine Urlaubswoche, sondern ein Ergebnis, das man im Geldbörsel spürt und wo die Familie auch was davon merkt! Wir brauchen eine 30-Stunden-Woche bei vollem Gehalt und deutliche Lohnerhöhungen – dafür soll die Gewerkschaft mit uns kämpfen.“