Di 03.03.2015
Seit mehr als hundert Jahren wird am 8. März der Internationale Frauentag begangen. Es lohnt sich, die Geschichte des Kampfes der Frauen um Gleichberechtigung und die Rolle von Frauen in Kämpfen insgesamt zu beleuchten. Oft wird und wurde dieser Kampf verdeckt und versucht, ihn vermeintlich drängenderen Problemen unterzuordnen. Doch die Frauenbefreiung kann nicht weniger wichtig sein als etwa der Kampf gegen Rassismus. Beide Formen der Unterdrückung basieren auf demselben Prinzip, nämlich „Teile und Herrsche!“. So wird der Widerstand der ArbeiterInnenklasse gegen die KapitalistInnenklasse objektiv sabotiert. Ein Widerstand gegen die kapitalistische Klassengesellschaft muss deshalb auf allen Ebenen den Kampf gegen die Unterdrückung der Frau mit einschließen.
Frauen haben sich zu allen Zeiten gegen die Einschränkungen aufgelehnt, die uns vom herrschenden System auferlegt wurden und werden. Auch wenn die bürgerliche Geschichtsschreibung es meist „vergisst“, waren die entschlossensten KämpferInnen für eine neue und gerechte Welt oft Frauen. Es wird sich kein Aufstand, keine Rebellion, keine revolutionäre Erhebung finden, in der nicht Frauen eine wichtige, auch führende, Rolle gespielt haben. Seite an Seite mit Männern, teilweise auch gegen den Widerstand mancher Männer.
So standen z.B. 1870 in der Pariser Kommune die Frauen in den ersten Reihen der Barrikaden. Manche ihrer Forderungen von damals, etwa „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, liest man heute noch auf manchem Transparent. Auch in der deutschen Revolution 1918, die letztlich von der SPD auf blutige Art und Weise niedergeschlagen wurde, stand mit Rosa Luxemburg eine Frau an der Spitze.
Schon ein Jahr zuvor wurde in Russland mit der Oktoberrevolution Geschichte geschrieben – eine Revolution, zu der zahllose Frauen im Februar 1917 den Anstoß gegeben hatten. So wurden Frauen gleiche Rechte zugestanden und Abtreibung legalisiert. Diese Errungenschaften wurden von Frauen erkämpft, oft auch gegen den Widerstand aus den Reihen der eigenen Genossen. Neben der formalen Gleichstellung wurden aber v.a. Maßnahmen gesetzt, um die Frauen von Hausarbeit zu befreien und ihnen so auch die Teilnahme am politischen Leben zu erleichtern: Kinderkrippen und -gärten, öffentliche Wäschereien und Restaurants wurde erreichtet.
Mit der stalinistischen Degeneration der Sowjetunion wurden viele dieser Fortschritte wieder abgeschafft und wenige Jahre später im Spanischen Bürgerkrieg mussten kämpfende Frauen erleben, wie der Stalinismus zu Gleichberechtigung stand.
Mitte der 30er Jahre kämpften in Spanien nach Francos Putsch gegen die linke Regierung, in einem der rückständigsten Länder Europas, Frauen Seite an Seite mit ihren männlichen Kameraden. Wenn man Geschichten über die Spanienkämpferinnen liest, begegnet einem vor allem das Bild junger Frauen, die wussten, dass es um mehr ging, als nur diese Schlacht zu gewinnen. Sie kämpften mit dem Wissen, dass es eben keine Frauenbefreiung ohne Sozialismus geben kann.
Als schließlich die Sowjetunion in den Kampf eingriff und einer der ersten Befehle Moskaus war, den Frauen das Kämpfen zu verbieten, zeigte sich einmal mehr, dass es eben auch keinen Sozialismus ohne Frauenbefreiung geben kann. Der antifaschistische Widerstand, auch der bewaffnete, wäre ohne Frauen nicht möglich gewesen – doch auch hier hören wir meist nur von männlichen Helden.
In der '68er Bewegung, den nationalen Befreiungsbewegungen, der Bürgerrechtsbewegung – keiner dieser Kämpfe hätte ohne Frauen stattgefunden. Rosa Parks weigerte sich, sich an rassistische Regeln zu halten. In Indien kämpfte Phoolan Devi zuerst als “Banditin”, dann als Politikerin gegen die Vergewaltigung und Erniedrigung von v.a. von Frauen der untersten Kaste der“Unberührbaren”. In den großen Streiks und Arbeitskämpfe der 1980er Jahre – z.B. der britische Bergarbeiterstreik oder die Bewegung für die 35-Stunden-Woche in Deutschland – spielten Frauen in den Betrieben und den Solidaritätsgruppen wichtige Rollen. Die Frauen am Tahrir-Platz, am Taksim-Platz und bei Occupy kämpften für eine bessere Gesellschaft und für ihre Rechte als Frauen. Als Sozialistische LinksPartei und auch international als Komitee für eine ArbeiterInneninternationale waren und sind wir Teil dieser Bewegungen. Wie etwa in Irland, wo wir im Rahmen der Kampagne ROSA (for Reproductive rights, against Oppression, Sexism & Austerity) gegen die restriktiven und frauenfeindlichen Abtreibungsgesetze kämpfen. Es ist kein Zufall das mit Kshama Sawant eine Frau an der Spitze von 15Now steht – denn gerade Frauen sind von prekären Niedriglohnjobs besonders betroffen.
„Die Stellung der Frau ist der anschaulichste und wirkungsvollste Indikator, um die Entwicklung einer Gesellschaft einzuschätzen“ schrieb der russische Revolutionär Trotzki sinngemäß 1938. Solange Frauen diskriminiert und erniedrigt werden, solange gibt es viel zu kämpfen. Für Frauenbefreiung und für eine Gesellschaft, in der die Grundlagen für jede Diskriminierung beseitigt sind.