Do 01.11.2001
Ein Opfer des Terrorkriegs ist die multikulturelle Vision, schreibt der Chefredakteur der Presse. Peter Ulram (Fesselinstitut) berichtet im Standard: „Die westliche Kultur ist anderen Kulturen überlegen.“ Und Peter Westenthaler hat die Lösung aller Probleme schon entwickelt: Wer sich nicht integriert wird als „Sicherheitsrisiko“ abgeschoben.
Die kulturellen Werte des Westens (also die ökonomischen und politischen Strukturen) gelten als universell. Wer sich nicht unterwirft, ist ein Feind der Zivilisation, ein Barbar. Dieses Schema ist jedem/r AsterixleserIn bekannt: Schon in der Antike wurde zwischen diesen beiden Lagern unterschieden. In weiterer Folge haben manche behauptet, dass auch christliche Nächstenliebe oder kulturelle Überlegenheit den Hintergrund für die kolonialen Eroberungen des „Westens“ bildeten. Doch mit genau diesen Bildern wurden Raubzüge, die sich auch gegen eine Vielzahl von sogenannten Hochkulturen richteten, gerechtfertigt.
Der innere Feind
Rassistische Theorien im 19. Jahrhundert haben neue Freund und -Feindbilder konstruiert: Der „gesunde Volkskörper“, der von verschiedenen Fremdeinflüssen befallen, angegriffen, etc... wird. Soziale und politische Kämpfe und Probleme wurden daraus erklärt: Den Höhepunkt bildete der „jüdische Bolschewismus“, den die Nazis als den Feind der Zivilisation darstellten. Auch im Kalten Krieg wurden ähnliche Bilder massiv verwendet: Die „Rote Gefahr“ als unsichtbare und allmächtige Bedrohung der Zivilisation, der Demokratie, der Freiheit ... im Inneren und Äußeren. Jede Repressionsmaßnahme schien hier gerechtfertigt.
Der Untergang des Abendlandes?
“Der Untergang des Abendlandes“, das konservative Standardwerk -sagte nach dem 1. Weltkrieg den Verfall Europas anhand mangelnder Wehrhaftigkeit und innerer Zersetzung voraus. Die Weltsicht amerikanischer Politologen wie Samuel Huntington ist heute im Grunde die Gleiche. Im Gegensatz zum Beginn der 90er wird uns keine rosige Zukunft, sondern ein „Clash“ der Zivilisation(en) und Kulturen prophezeit. Doch die Periode von Krise, Krieg und Chaos war weder nach dem 1. Weltkrieg noch heute ein kulturelles Problem. Heute wie damals wurden rassistische und kulturelle Feindbilder verwendet, um für Kriege zu mobilisieren und um gemeinsamen internationalen Widerstand zu verhindern.