Mi 22.05.2013
Nach dem 2. Weltkrieg schuf die Sowjetunion in Ostdeutschland einen stalinistischen Staat ohne ArbeiterInnendemokratie. Doch die ArbeiterInnen in der DDR nahmen den sich abzeichnenden „neuen Kurs“ der „Sozialistischen“ Einheitspartei (SED) nicht kampflos hin: Die Zugeständnisse an HandwerkerInnen und Selbstständige, nicht aber an ArbeiterInnen, brachten 1953 das Fass zum Überlaufen. Drei Monate nach Stalins Tod legten ausgehend von einem Bauprojekt in der Stalinallee 372.000 ArbeiterInnen die Arbeit nieder. Vom 16.-19. Juni forderten sie freie Wahlen, Selbstverwaltung der Betriebe unter ArbeiterInnenkontrolle sowie die Möglichkeit, freie Gewerkschaften zu bilden. Sie kämpften für eine tatsächliche Rätedemokratie, wie sie in Russland 1917 entstanden war.
Die Führung der SED war nicht in der Lage, politisch auf die Forderungen der Streikenden einzugehen, da jedwede inhaltliche Auseinandersetzung auch die von ihnen angehäufte Macht angriff. Der Versuch von Reformen konnte die Bewegung nicht mehr stoppen. Die Antwort war schlussendlich eine militärische: Russische Panzer und Soldaten rückten vor und töteten 260 Menschen. Alle FührerInnen wurden entlassen, verhaftet oder zum Tode verurteilt.
Doch wie auch in folgenden antistalinistischen Protesten (Ungarn 1956, Prag 1968) wollte man nicht den Kapitalismus wiedereinführen: Die ArbeiterInnen wollten die stalinsche Elite stürzen und echten, demokratischen Sozialismus errichten.