Mo 01.10.2012
Am 31. Mai traten die KohleminenarbeiterInnen von Asturien, León und Aragón (insgesamt etwa 8.000 Personen) gegen die von der Regierung geplanten Einsparungen von Subventionen in ihrem Sektor in den unbefristeten Streik. Diese Sparmaßnahmen würden die Schließung ihrer Minen und somit den direkten Abbau von tausenden Arbeitsplätzen und von indirekt etwa 30.000 Stellen bedeuten. Es gibt bereits Verträge zur Schließung der Minen im Jahr 2018, doch die Regierung scheint ihr Ziel unter dem Vorwand der Krise vorverlegt zu haben, um den Minengewerkschaften einen Schlag im Stile Margaret Thatchers zu verpassen. Die Kumpels kämpfen auch für die Schaffung neuer Arbeitsplätze in ihrer Region, um diese vor Armut und Abwanderung zu bewahren.
Der Streik hat mehr als zwei Monate (bis Anfang August) angehalten. Er war von einer Reihe weiterer Aktionen begleitet, darunter Einsperrungen, Absperrungen von Straßen und Bahnstrecken, Generalstreiks und Demos in den Minengebieten, sowie einem Fußmarsch über hunderte Kilometer in die Hauptstadt Madrid, der mit einer Solidaritätsdemonstration tausender BürgerInnen aus Madrid und aus anderen Teilen des Landes abgeschlossen wurde.
Die einzige Antwort der Regierung auf die Proteste war der Versuch, die Bewegung durch massive Einsätze von Gendarmerie und Polizei, die schwere Zusammenstöße mit den Kumpels provozierten, zu unterdrücken. Diese wurden von ständigen Perlustrierungen und Anhaltungen begleitet.
Die Szenen der Auseinandersetzung zwischen Gendarmerie und Kumpels wurden anfänglich von den Leitmedien totgeschwiegen. Mit der Zeit allerdings war es nicht mehr möglich, den Konflikt zu verschweigen. Selbst die kapitalistischen Medien mussten die Bilder dieser schlachtähnlichen Szenen zeigen, die eher zu einem BürgerInnenkrieg zu passen schienen. Diese Bilder inspirierten breite Schichten von Jugendlichen und ArbeiterInnen, was zweifellos den großartigen Empfang erklärt, der den MinenarbeiterInnen später in Madrid bereitet wurde.
An dieser Stelle sollte an die Bedeutung erinnert werden, die die asturischen Kumpels in der Geschichte Spaniens für den Kampf und die Solidarität der ArbeiterInnen hatten: beispielsweise während der Revolution von 1934 sowie während der Streiks 1962, die als erstes wichtiges Aufbegehren der ArbeiterInnenbewegung zur Zeit des Franco-Regimes gelten.
Der unbefristete Streik dieses Jahr endete nach zwei Monaten an der Erschöpfung der ArbeiterInnen und auf Grund der mangelnden politischen Aktivität in Spanien im August. Aber das bedeutet keine Niederlage. Im Augenblick haben die Kumpels den kleinen Sieg erkämpft, dass in diesem Jahr keine Mine schließen wird. Aber sie sind sich dessen bewusst, dass sie den Kampf fortführen müssen, um weiterhin ihre Arbeitsplätze und die Zukunft ihrer Regionen zu erhalten. In einigen Fabriken sind bereits weitere Streiks geplant, und im September soll es zu Versammlungen der Kumpels kommen, um über künftige Aktionen zu entscheiden.
Ohne Zweifel werden die MinenarbeiterInnen auch weiterhin eine Quelle der Inspiration für die spanische ArbeiterInnenklasse sein. Spaniens ArbeiterInnen stehen - unter dem Diktat der Finanzmärkte - vor einer weiteren Kürzungswelle. Davon sind essentielle Dienstleistungen wie Bildung, Gesundheitsversorgung und Arbeitslosenunterstützung schwer betroffen. Ministerpräsident Rajoy versucht sein Gesicht zu wahren, indem Spanien angeblich nicht unter den Rettungsschirm schlüpft, sondern „nur“ die Banken gerettet werden. Aber so oder so: Es ist die spanische ArbeiterInnenklasse, die bluten wird. Diese Politik wird die Basis aufwühlen, sodass sie von der Gewerkschaftsführung nach der hohen Militanz des Generalstreiks vom 29. März noch entschlossenere Aktionen verlangen wird. Spanien stehen weitere explosive Klassenkämpfe bevor – und die BergarbeiterInnen stehen an vorderster Front.
Die spanische CWI-Sektion, Socialismo Revolucionario, war beim Einmarsch der Kumpels in Madrid vor Ort. Wir bekundeten unsere Solidarität und forderten große öffentliche Investitionen zur Schaffung alternativer Arbeitsplätze in den Minenregionen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Schaffung eines Energieplans unter demokratischer Kontrolle der ArbeiterInnen, der sowohl die realen Bedürfnisse der Bevölkerung als auch mögliche soziale und ökologische Auswirkungen berücksichtigt. Außerdem ist es nötig, den Kampf mit Hilfe eines bundesweiten 48-stündigen Generalstreiks gegen alle Sparmaßnahmen auszuweiten.