Mi 04.02.2009
Das Wochenende 24/25.1. war voller Aktionen und Debatten. Unter dem Motto:
„Linke Antworten auf Rassismus und Wirtschaftskrise“ war einiges los. Am Samstag den 24.1. luden die gesperrten Hellas Spielerinnen Margarita und Lucia Döller sowie Irene Müller zum antirassistischen Fußballevent. Unterstützt wurde das Turnier von der Bundesfachgruppe Schiene der Gewerkschaft VIDA (also Teilen der alten EisenbahnerInnengewerkschaft), dem Gewerkschaftlichen Linksblock, JRE, dem Mauthausen Komitee Österreich, der Sozialistische Jugend Wien und der SLP.
Bewerbung und Organisation wurden unter anderem von SLP–Mitgliedern, insbesondere von den gesperrten SpielerInnen, übernommen. Ziel des Wochenendes war es, sich mit linken Antworten auf Rassismus und Wirtschaftskrise auseinander zu setzten. Außerdem wurde ein gemeinsamer Auftakt zu den wichtigen antifaschistischen Mobilisierungen im ersten Halbjahr 09 gesetzt – denn für März (Wien), April (Braunau) und Mai (Linz) planen Rechtsextreme und Neonazis Aufmärsche. Ein Umstand den wir nicht widerstandslos hinnehmen können.
Das Turnier
Im antifaschistischen Kampf hält die SLP eine möglichst starke Einheit der verschieden linken und ArbeitnehmerInnenorganisationen für notwendig. Beim Fußballturnier ist das weitgehend gelungen! Über 110 SpielerInnen beteiligten sich in 15 Teams. Der Andrang war so groß, dass im Vorfeld Teams abgewiesen werden mussten.
Die 15 Teams wurden von einigen politischen Organisationen (SJ, KI, SLP) gestellt, aber v.a. von „unorganisierten“ AntifaschistInnen („ACDC“, „Lebensmensch“ u.a.).Auch die Fußballzeitschrift Ballesterer stellte ein Team. So gingen ÖsterreicherInnen, KurdInnen, TürkInnen, PalestinenserInnen und Menschen andere Herkunft gemeinsam gegen Rassismus aufs Spielfeld. Mit dem Team „Lebensmenschen“ gewann ein linkes Freundesteam, die türkisch/kurdische ATIGF erreichte den 2. Platz.
Unterstützt wurden die SpielerInnen von rund 50 ZuschauerInnen und einem Spielkommentator aus den Reihen der SLP. Austragungsort war das neue Sportzentrum des jüdischen Sportverbandes Hakoah in Wien Leopoldstadt. Politisch eröffnet wurde das Turnier durch Ansprachen der gesperrten Hellas Spielerinnen Margarita Döller und Irene Müller. Am Schluss des Turniers stand eine kurze Rede des griechischen Sozialistischen Giannos Nikolaos. Die Siegerehrung durch den Widerstandskämpfer und langjährigen Vorsitzenden der sozialistischen Freiheitskämpfer, Hugo Pepper, vorgenommen.
Die Debatte
Gleich im Anschluss gab’s eine Podiumsdiskussion zum Thema Rechtsextremismus und Fußball am Beispiel Hellas Kagran. Mit über 60 BesucherInnen war der Raum übervoll. Margarita Döller strich in ihren Statements hervor, dass die aktuelle Wirtschaftskrise und das Fehlen einer linken Alternative die Gefahr birgt, dass die extreme Rechte weiter gestärkt wird. Sie betonte weiterhin die Notwendigkeit eines aktiven Antifaschismus und machte klar „ich hätte das nicht machen können, wenn ich nicht organisiert wäre“. Der grüne Stadtrat David Ellensohn nahm zur Frage Stellung, ob bzw. inwieweit seiner Meinung nach eine parlamentarische Zusammenarbeit mit Parteien wie der FPÖ möglich ist. Einige GrünsympathisantInnen im Publikum forderten unter anderem einen grünen Fußballklub. Der Rechtsextremismusexperte Wolfgang Purtscheller gab einen Einblick in die momentane Struktur der rechtsextremen Szene und ihre Versuche, sich in Fanclubs zu verankern. Er wies diesbezüglich darauf hin, dass nicht wie früher Nazis bei Rapid, sondern heute stärker bei de Wiener Austria agieren. Georg Spitaler vom Ballesterer betonte, dass die Organisatoren der radikalen Fanblocks von Rapid und Austria, insbesondere die Rapid Ultras, versuchen, sich von Rechtsextremen abzugrenzen. Werner Rabbe, Geschäftsführer des sozialdemokratischen Sportverbandes ASKÖ betonte, dass in den letzten Jahren der Breitensport finanziell ausgehungert wird. In Wien liegt die Sportförderung bei gerade einmal 2.- pro Jahr und Mitglied. Viele Vereine stehen vor dem finanziellen Aus bzw. Überleben nur, weil einige FunktionärInnen nicht nur ihr Herzblut sondern auch Teile des eigenen Geldes in den Verein investieren. In dieser Situation fällt es FP-Politikern wie Martin Graf leicht, verschiedene Traditionsvereine zu übernehmen. Die Solidaritätsaktion von Spielern des FC Union Mauer, on der Sebastian Kugler berichtete, wurde mit einem besonderen Applaus bedacht. Dass der Wiener Fußballverband 4 Spieler sperrt, weil sie sich mit den suspendierten Hellas-Spielerinnen solidarisiert haben, wurde als besonders dramatisch hervorgehoben.
Der Kongress
Sonntag der 25.1. war ein Tag voll politischer Informationen und Debatten im traditionsreichen Saal der ATIGF in der Wielandgasse in Wien Favoriten.
Eröffnet wurde der Kongress mit einer Dia-Show von den Anti-Strache-Protesten in Salzburg vom 23.1.09 (der ORF sprach von 200 TeilnehmerInnen). Für große Heiterkeit sorgte ein Diabericht vom Fußballturnier und ein kurzer Fernsehbeitrag zu den Suspendierungen bei Hellas.
Giannos Nikolaous berichtete über die Jugendproteste in Griechenland und ihre Internationale Bedeutung. Außerdem gab es Arbeitskreise zur Wirtschaftskrise, zur Situation in Griechenland, in der Türkei und einen Rechtsextremismus Arbeitskreis mit einem Experten des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes der sehr detailliert die Verbindungen zwischen FPÖ, Burschenschaften und Nazi-Organisationen aufzeigte und den Einfluss und die Gefahr dieser Organisationen betonte.
Besonders wichtig waren hier die Arbeitskreise, die sich mit linken Alternativen zu Rassismus, Krieg und Kapitalismus beschäftigten. So wurde im Arbeitskreis zum Nahen Osten über den gemeinsamen Kampf von palästinensischen und israelischen Jugendlichen und ArbeiterInnen diskutiert. Eine sozialistische Föderation mit einem sozialistischen Israel und einem sozialistischen Palästina ist notwendig für einen dauerhaften Frieden, ohne Unterdrückung einer Volksgruppe. In den Arbeitskreisen zur Wirtschaftskrise ging es um eine Auseinandersetzung mit den Ursachen und Lösungsmöglichkeiten. Die TeilnehmerInnen betonten, dass sie eigentlich nicht auf „Lösungen“ wie Keynesianismus oder einen besseren Kapitalismus setzen, sondern für eine andere Gesellschaft eintreten.
Der Startschuss
Zum Abschluss ging es um das „wie weiter“. Im Zentrum stand hier die beginnende Mobilisierung gegen die Naziaufmärsche in Braunau (April) und Linz (Mai) und gegen die mögliche rassistische Mobilisierung in Wien im März.
„Es war ein verdammt anstrengendes Wochenende, hat aber viel politische Klarheit und viel Schwung für die Frühjahrsarbeit gebracht“ meinte ein Teilnehmer in einem abschließenden Beiselgespräch.