Di 20.01.2009
Der FPÖ-Politiker Martin Graf (Mitglied der rechtsextremen Burschenschaft Olympia) ist als Präsident des kleinen Wiener Fußballvereins Hellas Kagran verantwortlich für die Suspendierung von drei Spielerinnen. Ihr “Verbrechen”: Sie sind gegen Graf und seine rechte Gesinnung. Sie sind nicht alleine - sondern bekommen viel Unterstützung. Der Wiener Fußballverband aber sperrt Spieler, die sich mit den drei Spielerinnen solidarisieren. Vorwärts interviewt Sebastian Kugler, 16, Mittelfeldspieler bei Union AC Mauer.
Vorwärts: Du hast Dich mit den drei suspendierten SpielerInnen solidarisiert. Warum?
Sebastian Kugler: Weil es nicht sein kann, dass Spielerinnen, die sich gegen Rechtsextremismus in ihrem Verein wehren, einfach so suspendiert werden. Die Spielerinnen wurden aus fadenscheinigen Gründen suspendiert und dagegen wollte ich protestieren. Martin Graf missbraucht seine Position als Präsident von Hellas Kagran, um politische Gegner aus dem Weg zu räumen. Und außerdem ist Martin Graf für seine rechte Gesinnung bekannt, und ich finde, dass so jemand weder ein hohes Staatsamt bekleiden, noch Präsident eines Fußballvereins sein sollte.
Vorwärts: Aber hat Politik am Platz überhaupt was zu suchen?
Sebastian Kugler: Das solltest du Martin Graf fragen! Immerhin hat er den Platz von Hellas Kagran für eine Wahlkampfveranstaltung der FPÖ missbraucht. Umso lächerlicher ist es dann, zu argumentieren, dass Politik am Platz nichts verloren hat. Fußball ist hochpolitisch, egal ob ganze Vereine verkauft werden oder Parteifunktionäre im Vorstand kleiner Vereine sitzen. Dieser Vorfall hat ja gezeigt, dass Fußball keineswegs unpolitisch ist, wie gerne von denen behauptet wird, die ihn politisch missbrauchen. Zur Zeit ist er im Fall von Hellas leider eben in der Hand der Rechten, und dass will ich nicht akzeptieren.
Vorwärts: Was hast du konkret gemacht?
Sebastian Kugler: Es ging um eine symbolische Aktion. Ich wollte zeigen, dass ich die Vorgänge bei Hellas Kagran nicht ok finde, vorsichtig gesagt, und dass ich mich mit den suspendierten Spielerinnen solidarisch zeige. Beim Aufwärmen trugen ich und andere T-Shirts, auf denen stand: “Zeigt Martin Graf die rote Karte! Und: Lasst Margarita, Irene und Luzia spielen!” Sofort kamen ein paar ältere Herren von Hellas Kagran und haben sich fürchterlich aufgespielt und mit Konsequenzen gedroht. Einer ging mich sogar körperlich an, um den anderen das T-Shirt zu zeigen. Wir wurden gezwungen, die T-Shirts auszuziehen. Erst dann konnte das Spiel ausgetragen werden.
Vorwärts: Ihr wurdet vom Wiener Fußballverband gesperrt – warum?
Sebastian Kugler: Ja, das würde ich auch gerne wissen! Paradox ist ja, dass ich und die anderen, die die T-Shirts trugen, wegen dem Rassismus- und Diskriminierungs-Paragraphen verurteilt wurden. Das klingt einerseits lächerlich und witzig, da wir ja gegen einen Rechten protestiert haben, ist aber dann schon wieder weniger komisch, wenn man bedenkt, dass wir jetzt für 3-4 Spiele gesperrt wurden. Es ist einfach eine bodenlose Frechheit und zeigt, was für Leute Einfluss im Wiener Fußballverband haben und wie es hilft, gute Kontakte zu haben. Das Urteil kann ich jedenfalls überhaupt nicht verstehen und will es auch nicht akzeptieren. Ich will aber nicht nur juristisch dagegen berufen, sondern auch weiterhin gegen Rassismus aktiv sein.
Vorwärts: Im Nachhinein betrachtet: War die Aktion falsch?
Sebastian Kugler: Also von meiner Warte aus: Nein, ganz sicher nicht. Ich konnte zwar nicht damit rechnen, was für drakonische Strafen darauf stehen, sich gegen Rechtsextremismus zu wehren, aber ich bereue die Aktion überhaupt nicht. Man darf das Feld einfach nicht den Rechten überlassen. Fußball ist ein Teamsport, und in einem Team hat Rassismus nichts zu suchen.
Vorwärts: Zum Abschluss: Dein Tipp für andere SpielerInnen, die mit Rechtsextremismus und Rassismus am Platz konfrontiert sind?
Sebastian Kugler: Alleine ist es sehr schwierig, etwas zu unternehmen. Man braucht auf jeden Fall Unterstützung. Man sollte sich auch über etwaige Konsequenzen informieren, da es gut sein kann, dass man vielleicht, so wie ich, in Schwierigkeiten kommt. Aber wenn man sich mit anderen SpielerInnen zusammenschließt, kann man Kampagnen organisieren und kleinere Aktionen planen. Bei größeren Sachen hilft es auch, an die Öffentlichkeit zu gehen, um Druck zu erzeugen. Außerdem gibt es eine Reihe antirassistischer Organisationen rund um den Fußball wie zum Beispiel die “Friedhofstribüne” oder “Fair Play”.