Mi 22.10.2008
VORWÄRTS-Interview mit Samuel H., einem Jugendlichen, der über ein Jahr arbeitssuchend war. Er berichtet über das AMS und deren Kurs "Factory". Der 17-jährige Linzer ist bei der SLP und beim Wahlbündnis LINKE aktiv und hat nach einem Jahr und fünf Monaten Lehrstellensuche im August eine Lehre bei einer Buchhandelsfirma angefangen. Nach der Probezeit will er in seinem Betrieb über die GPA gewerkschaftlich aktiv werden. Das Interview führte JonasHonauer.
Vorwärts: Wie wurdest du beim AMS behandelt?
Samuel H.: Das AMS war für mich keine Hilfestellung, ich bekam großteils keine Informationen, über finanzielle Unterstützung gabs kaum Infos und ich wurde sofort als faul und unfähig abgestempelt.
In meinen Augen kommt das AMS einer Massenabfertigung gleich, die das Ziel hat, arbeitslose Menschen so schnell wie möglich in Kurse zu stecken oder prekär zu beschäftigen, um die Arbeitslosenrate zu senken.
Vorwärts: Was denkst du über den Kurs "Factory"?
Samuel H.: Ich glaube das es grundsätzlich eine gute Idee ist junge Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren, jedoch lässt die Umsetzung zu wünschen übrig.
Viele BetreuerInnen sind schlecht ausgebildet und von der Situation überfordert somit können sie nur schlecht bis gar nicht auf soziale und private Probleme eingehen.
Es war sehr eintönige Arbeit, die schlecht bezahlt wurde und es herrschte enormer Vermittlungsdruck. Die anderen KursteilnehmerInnen waren großteils depressiv und perspektivenlos, Rassismus und Mobbing waren nicht unüblich.
Vorwärts: Was denkst du über die aktuelle Arbeitsmarktlage für Jugendliche?
Samuel H.: Es gibt beträchtlich mehr Lehrstellensuchende als Lehrstellen. Dies führt zu Perspektivenlosigkeit, Depressionen und schafft Nährboden für Rassismus und Xenophobie. Das Land Oberösterreich investiert 25,4 Millionen für die Ausbildung von jungen Menschen. Dabei bleibt ein hoher Anteil im Geldbörsel der Unternehmen liegen - das 1. Lehrjahr ist für Unternehmen quasi gratis - dadurch ist ein Lehrling eine Billigarbeitskraft. Weiters werden die gesetzlichen Rahmenbedingungen verschlechtert z.B. Aufhebung des Kündigungsschutz, Arbeitszeitverlängerung. Lehrstellen sind so aber nicht geschaffen worden. Darauf kann es nur eine Antwort geben und die ist internationaler gewerkschaftlicher Kampf!
Samuel H. ist nur ein Beispiel von Tausenden. Jugendliche müssen davon ausgehen, dass es ihnen schlechter gehen wird als den Generationen vor ihnen. Mit offiziell 6,3 % liegt die Jugendarbeitslosigkeit deutlich über dem allgemeinen Schnitt - bereits ein Indiz wie unsere Zukunft aussehen könnte. Angesichts einer drohenden Wirtschaftskrise und der Prekärisierung von Arbeitsplätzen wurde eine "NO Future"-Generation geschaffen. Jugendliche sind von Verschlechterungen im Bildungssystem genauso wie von Verschlechterungen am Arbeitsplatz betroffen,
Es ist an der Zeit sich gewerkschaftlich zu organisieren und den ÖGB zu zwingen für einen "heißen Herbst" zu sorgen und für eine andere - eine sozialistische - Gesellschaft zu kämpfen.