Von Pontius zu Pilatus

Abtreibung: Lokalaugenschein in Wiener Spitälern

"Es ist mir ein Anliegen, die optimale Versorgung der Frauen sicherzustellen. Aus diesem Grund habe ich dieses Angebot in den städtischen Krankenanstalten initiiert."
(Gesundheitsstadträtin Pittermann im Oktober 2003)

Ein Erfahrungsbericht von J. (Name der Radaktion bekannt) auf der Suche nach einem Schwangerschaftsabbruch in öffentlichen Spitälern in Wien zeigt, dass die Situation keineswegs optimal ist. Frauen müssen sich die Information mühsam zusammensuchen, die Beratung muss meist extern und nur zu bestimmten Zeiten in Anspruch genommen werden, Anonymität ist nicht gegeben und die Abbrüche finden auf der Gynäkologie statt, wo auch hochschwangere Frauen behandelt werden. Ein Angebot, das offensichtlich nicht danach ausgerichtet ist, dass es von vielen Frauen in Anspruch genommen wird.

Kaiser-Franz-Josef-Spital

Die Krankenschwester am Telefon konnte keine detaillierten Auskünfte geben und verwies auf die Familienberatungsstelle im Haus. Die Beratung ist nur mittwochs zwischen 15 und 17 Uhr erreichbar, außerhalb dieser Zeiten können auch keine Termine vereinbart werden. Die Beratung ist Pflicht. Die Frage nach Anonymität konnte am Telefon nicht beantwortet werden. Beim zweiten Anruf (zur angegebenen Beratungszeit) ist die Gesprächspartnerin ungeduldig und im Laufe des Gespräches auch immer unfreundlicher. Bei diesem Gespräch stellt sich heraus, dass der Abbruch nur bis zur zehnten Woche vorgenommen wird.

Wilhelminenspital

Auch hier der Hinweis, dass zuerst die Beratung stattzufinden hat. Dazu wird die Adresse und Telefonnummer einer "Familienplanungsstelle" gegeben. Beim Anruf in der Familienplanungsstelle stellt sich heraus, dass diese nur Montag und Freitag von 8-12 und Dienstag von 13:30-19 Uhr geöffnet ist.

Sozialmedizinisches Zentrum Ost

Beim Anruf ist zu erfahren, dass derzeit keine Abbrüche durchgeführt werden.

Krankenhaus Lainz

Die Gesprächspartnerin am Telefon ist sehr ungeduldig, spricht sehr schnell und nimmt sich wenig Zeit für die Fragen. Abbrüche werden ausschließlich donnerstags mit Überweisungs- /Facharztschein durchgeführt. Auf die Frage ob bei der Untersuchung in der Ambulanz die Schwangerschaft festgestellt wird, antwortet die Gesprächspartnerin in herausfordernd aggressivem Ton: "Sie sollten schon wissen, ob sie schwanger sind".

Rudolfstiftung

Sehr freundliche Gesprächspartnerin, ausführliche Auskunft über mitzubringende Unterlagen. Auch hier muss vorher eine externe Beratung in Anspruch genommen werden, die nur am Donnerstag von 15 - 18 Uhr geöffnet ist. Bei mehreren Anrufen in der Beratungsstelle zur genannten Zeit an drei aufeinanderfolgenden Donnerstagen hebt niemand ab oder es schaltet sich ein Tonband ein. Einmal wird die Auskunft erteilt, dass die Beratungsstelle täglich zwischen 7 und 14 Uhr erreichbar ist.

Semmelweis-Klinik

Die Gesprächspartnerin am Telefon ist sehr unfreundlich und ungeduldig. Beratung wird nur dienstags in der Zeit von 15-18 Uhr angeboten. Ein Termin für einen Abbruch wird erst nach dem Beratungsgespräch vergeben. Beides ist nicht anonym möglich. Die andere Gesprächspartnerin in der Beratungsstelle ist nett und auskunftsbereit. Sie betont, dass es gut wäre, zu den Beratungszeiten zu kommen, weil dann nicht so viel los ist (nicht so viele hochschwangere Patientinnen!). Der gesamte Ablauf nimmt laut Auskunft zwei bis drei Tage an Terminen in Anspruch: Blutabnahme, HIV-Test (!), Abbruch.

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