Sa 19.03.2022
Vor 30 Jahren war die Sozialistische Jugend (SJ) noch eine relevante Struktur der SPÖ mit lebendigen Bezirksorganisationen. 2018 war Andreas Schieder „linkerer“ Gegenkandidat zu Ludwig in Wien. Kai Jan Krainer präsentiert sich gern fortschrittlich. Ihrer beider Karriere wurzeln im Ausschluss von Sozialist*innen aus der SJ. Vorgegeben wurden rein organisatorisch-formale Gründe, der Aufbau einer eigenen Formation. Es ging aber um mehr. Die Bezirksorganisationen, die die meisten Aktivist*innen hatten, die Außenaktionen machten, waren Sozialist*innen rund um die Zeitung Vorwärts. Als ehemalige „SJ-lerin“ erinnere ich mich gut, wie viele Jugendliche wir dafür begeisterten, gegen einen EU-Beitritt, „Gegen das Europa der Konzerne“ aufzutreten, antifaschistische Arbeit zu machen, Frauenrechte zu verteidigen; die Welt als eine kapitalistische zu begreifen und marxistisch zu analysieren. Die Gruppe, die sich rund um „Vorwärts“ sammelte, hatte gute Chancen, eine Mehrheit in der Wiener SJ zu bekommen. Knapp vor der EU-Volksabstimmung hätte die wichtigste Landesorganisation damit offensiv gegen die SPÖ-Kampagne mobilisiert. Am 19.3.1992 wurden daher die Bezirksorganisationen aufgelöst, führende Mitglieder ausgeschlossen. Die SJÖ folgte in Oberösterreich, Salzburg und auf Bundesebene. Die SJ war danach für ein Jahrzehnt kaum existent während uns die Ausschlüsse keinen Tag vom Aufbau einer sozialistischen Kraft aufhielten.