Sa 01.11.1997
Im Vorjahr vernichtete die deutsche Konzernmutter Continental AG über 1200 Arbeitsplätze im traiskirchner Semperit-Werk. Ein notwendiger Schritt, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, meinte der Konzern. Tatsächlich ging es einfach darum die Profite zu maximieren - wie die aktuelle Bilanz beweist.
Im September meldete die Konzernzeitung „Conti Intern“ ein Rekord-Halbjahresergebnis. Gleichzeitig flatterte den Semperit-ArbeiterInnen ein Schreiben des Vorstandes ins Haus: Sie sollen per Unterschrift auf die im Juni vereinbarte Erhöhung der Kollektivvertragslöhne um 2 % verzichten! Natürlich freiwillig... Soweit der „Vorschlag“ des Vorstandes, der vom Betriebsrat mitgetragen wird! Nach jahrelangem innerbetrieblichen Sozialabbau und Massenentlassungen ein neuer trauriger Höhepunkt im Semperit-Skandal. Die Argumentation: Nicht nur jene, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, sondern auch die, die ihren behalten haben, sollen einen symbolischen (!) Beitrag zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit - und somit des Standortes - Traiskirchen leisten, so die Konzernherren.
Daß Lohnverzicht, und um nichts anderes handelt es sich hier, keinen einzigen Arbeitsplatz sichert, haben gerade in der Semperit die unbezahlten Sonderschichten bewiesen, welche die SemperitlerInnen schon 1978 leisten mußten. Von ehemals weit über 4000 Beschäftigten sind knappe 1200 übriggeblieben.
Die Stimmung bei den Beschäftigten ist am Tiefpunkt. Wer aus dieser Situation politisches Kapital schlagen wird, ist klar. Der ÖGB ist mit einer völlig falschen Politik der „Standortlogik“ mitverantwortlich für das Desaster. Trotz Verzetnitschs Vorsitz im Europäischen Gewerkschaftsbund und einem „Euroforum“ der Conti-Betriebsräte waren die ÖGB-Bürokraten unfähig, Widerstand auf internationaler Ebene zu organisieren. Der nämlich wäre die einzig wirksame Antwort.
PS: Im deutschen Conti-Werk in Stöcken wird ebenfalls gekürzt - die Beschäftigten haben mit einem durchschnittlichen „Verlust“ von umgerechnet öS 1300.- je Monat zu rechnen.