Di 25.03.2014
- Der halbstaatliche Öl-Gigant „Petrobas“ ist ein gutes Beispiel für die brasilianische Wirtschaft der letzten Jahre. Ende der 1990er-Jahre kaufte sich der Konzern zügig zunächst in den lateinamerikanischen Markt ein und wurde zum dominierenden Faktor. Der Staat hält 33 % der Aktien, hat aber eine Stimmenmehrheit bei allen Entscheidungen. Petrobas dient dennoch, oder deswegen, zunächst Privatinteressen. 2013 verkaufte die PT-Regierung die Förderrechte für das drittgrößte Ölfeld der Welt für 35 Jahre an ein Petrobas-geführtes, internationales Konsortium zum absoluten Niedrigstpreis. Während der Staat seine Dividenden meist in Petrobas reinvestiert (2013: 30 Mrd. €) werden Milliardengewinne an Private ausgeschüttet.
- Obwohl die Dividenden seit Jahren steigen, ist der Aktienkurs zusammengebrochen (01/2012 12,49 €; 02/2014 4,22 €). Mit der größten Kapitalerhöhung der Geschichte im Jahr 2010 (70 Mrd. €) ging der Konzern ein enormes Risiko ein, um die Öl-Förderung vor der brasilianischen Küste auszubauen. 2010 schien das angesichts der scheinbar unendlichen, vor allem chinesischen Nachfrage eine gute Idee. Inzwischen steht in Frage, ob sich die sehr teure und enorm riskante Öl-Förderung über Tiefseebohrungen überhaupt lohnt.
- Der Gesamthandelsüberschuss (also der Wert der Exporte minus dem Wert der Importe) sank von dem ohnehin schon niedrigen Wert von 29,8 Mrd $ 2011 auf 19,4 Mrd $ 2012. 2012 fiel auch der Anteil von Industrieprodukten am Export auf das Niveau von 2007 zurück.
- Laut einer Studie des Magazins „Exam“ sind nur 35 % der Sekundar-SchülerInnen tatsächlich alphabetisiert, also in der Lage, auch längere Texte zu verstehen. Das ist Ausdruck der enormen Bildungskürzungen der letzten Jahre.
- 63,2 % der privaten Haushalte sind verschuldet, 21,2 % können die Kredite nicht voll bedienen.
- Bei Zinssätzen von bis zu 93,93 %/Jahr (Quelle: ESTADO DE SÃO PAULO) ist das auch kein Wunder. Schon 2011 mussten im Schnitt ca.25 % des verfügbaren Einkommens für Kreditraten ausgegeben werden.
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