Sa 29.12.2018
Zum ersten Mal seit 2011 kam es im Metallbereich zu Warnstreiks. Aber schon am 18.11. kam es zu einem Abschluss der Kollektivvertragsverhandlungen. Das Ergebnis ist ein fauler Kompromiss. Während die Unternehmer den 12h Tag bekommen, liegen die Abschlüsse nur knapp über der Inflation. Trotzdem gab der Streik den Eisenbahner*innen Mut, die am 26.11. zum ersten Mal seit 2003 streikten.
Während die Basis in den Warnstreiks und Betriebsversammlungen ihre Streikbereitschaft gezeigt hat, wollte die Gewerkschaftsführung immer so schnell wie möglich wieder verhandeln. Zwei Stunden vor angekündigtem Streikbeginn bei der Eisenbahn setzte sich die Gewerkschaftsführung noch einmal an den Verhandlungstisch. Die Folge: Verwirrung darüber, ob, wie und wofür überhaupt gestreikt wird. Bei den nächsten Verhandlungen stimmte die Gewerkschaftsführung schon wieder einem faulen Kompromiss zu. Sie griff trotz der harten Angriffe nur als allerletztes Mittel zum Streik. Beim Abschluss der Bierbrauer*innen (nur 3,2%) rühmte sie sich sogar selbst dafür, nach wochenlangem Säbelrasseln Streiks „abgewendet“ zu haben.
Warum handeln sie so? Ein Streik stellt immer die bestehenden Kräfteverhältnisse in Frage: Im Betrieb, im Staat und in der Gesellschaft. Ein Streik zeigt, dass, wenn sich die Arbeiter*innenklasse geschlossen zur Wehr setzt, sie die Bosse nicht braucht. Das ist eine gefährliche Einsicht für das Kapital, aber auch für die Gewerkschaftsbürokratie. Denn diese hat Kapitalismus und Staat als Naturgesetze akzeptiert. Sie sieht sich vor allem als Vermittlerin zwischen Arbeit und Kapital. Das oft gebrachte Argument „Man muss doch den sozialen Frieden erhalten, um den Standort zu sichern!“ nützt nur den Unternehmer*innen, denn die Gewerkschaft bindet sich damit beide Hände auf den Rücken. Das Kapital hat kein Interesse an einem „sozialen Frieden“, sondern an Profit.
Die Angst der Gewerkschaftsführung vor Kontrollverlust führt oft dazu, dass Streiks ineffektiv und bürokratisch ablaufen, wie etwa bei der Eisenbahn. Die Beschäftigten sind häufig die Letzten, die informiert werden, dabei sollte es anders herum sein. Streiks müssen demokratisch organisiert werden und kämpferisch sein. Das müssen wir aus dem Herbst mitnehmen.