Di 14.02.2012
„Bei uns ist es verboten zu bezweifeln, dass es den Holocaust in diesem Ausmaß gegeben hat. Das soll hier natürlich nicht geschehen, aber man muss sich fragen, warum Zweifel an etwas verboten sind, das jederzeit beweisbar wäre.“1 - Jo Conrad
Bei näherer Beschäftigung mit Esoterik und Verschwörungstheorien stößt mensch früher oder später auf Jo Conrad. Er ist definitiv der Star der braunesoterischen Szene und steht in Verbindung mit so ziemlich allen Projekten aus diesem Bereich.
Er ist Autor mehrerer verschwörungstheoretischer Bücher, wie z.b. „Entwirrungen“ oder „Enthüllungen“. Seine Inspirationen holte er sich dafür bei dem Esoteriker und Rechtsextremisten Jan Udo Holey (Pseudonym Jan van Helsing), erzählte er in einem Interview mit der Nazi Hochglanz-Zeitschrift Anos (Herausgeber war der wegen Volksverhetzung verurteilte NPD-Funktionär Christian Deichen)2
2006 veröffentlichte die Hamburger Behörde für Inneres ein ausführliches Dokument namens „Brennpunkt Esoterik“. Darin nimmt sie die Verbindungen zwischen Esoterik und Rechtsradikalismus unter die Lupe. Jo Conrad kommt dabei ein eigenes Kapitel zu. Über seine Bücher schreibt sie:
„Unter Bezugnahme auf die Fälschung „Die Protokolle der Weisen von Zion“ verknüpft Conrad seine Kernthesen mit antisemitschen Klischees. So gingen die Protokolle angeblich auf „ein Treffen von jüdischen Bankern im Hause der Rothschilds in Frankfurt 1773 zurück“. Hier hätten diese „einen Plan ausgearbeitet wie sie mit denselben Methoden das Vermögen der Welt unter Kontrolle bringen können“. Dazu sehe man in diesen Protokollen „den Zustand der Welt, wie wir sie heute haben“.Insgesamt stünden hinter dem „geistigen Chaos“ und der „geistige(n) Desorientierung“ Produkte „jüdische(r) Gedanken“, die „jede staatliche Ordnung durch die Schaffung Demokratien“ zerstören würden. An anderer Stelle wird seitenlang aus den „Protokollen der Weisen von Zion“ zitiert, als Belegdokument für die „Eine-Welt Regierung“ unter der Herrschaft der Illuminati.“3
In Interviews auf dem von ihm geleiteten Bewusst.tv verlautbart er, die Illuminati hätten beide Weltkriege geplant und durchgeführt, ein dritter sei in Planung. Auch meint er, die Verteilung der Länder nach den Weltkriegen sei nach dem Plan der Illuminati abgelaufen und bedient damit das faschistisch-revisionistische Klischee des „betrogenen Deutschlands“ und der Dolchstoßlegende.4
Das besondere an Jo Conrad ist seine Nähe zum klassischen Rechtsextremismus.
Eine vollständige Auflistung von Conrads Verbindungen ins rechtsextreme und faschistisch-ideologische Lager würde den Rahmen sprengen, dieses Dossier wird nur einige makante und wichtige herausgreifen.
Jo und KRR
KRR steht für „Kommissarische Reichsregierung“ und ist ein Zusammenschluss mehrerer rechtsextremer Gruppen, die der Meinung sind, dass das deutsche Reich nach wie vor besteht, es für die BRD keine staatsrechtliche Grundlage gibt, sie ja vielmehr eine Verschwörung der USA sei. Deswegen sehen sie sich als die legitime Regierung des „eigentlichen“ Deutschland, des deutschen Reiches.5 In diesem Sinne stellt die KRR auch eigene Ausweise, Pässe und sogar Autokennzeichen aus. Eine ausführliche Faktensammlung zur KRR findet sich auf http://www.krr-faq.net/. Viele Kernthesen der "KRRs" finden trotz öffentlicher Distanzierung die Unterstützung Conrads:
"Mir geht es nicht um die KRR, sondern die Fragen, die damit verbunden werden", schrieb er im November 2004.6 Im "Freigeist"-Forum zeigte Conrad Anfang Juni 2005, dass er sich auch an die "Das Grundgesetz ist keine Verfassung"-Mär angehängt hat:"im Grundgesetz stand mal die Vorgabe, daß sie nur als Übergang diente solange es keine vom Volk frei gewählte Verfassung gäbe. Das ist eben der Unterschied, daß uns das Grundgesetz von den Siegermächten gegeben wurde."7
Conrad ist Administrator des Freigeist-Forums, in dem auch obiges Zitat erschien. Conrads aktueller Provider ist der KRRler Erhard Lorenz. In Conrads Freigeist-Forum kann auch unwidersprochen offen der Holocaust geleugnet werden, wie es der User „Uwe Bradler“ tut:
„Hallo Jo,
die Sache mit den bisher immer behaupteten 6 Millionen Juden ist doch wohl seit dem (durchaus inhaltlich zweifelhaften) Gutachten von Fritjof Meyer nicht mehr aufrecht zu halten. Wenn Dir die Erkenntnisse von Zündel, Leuchter, Faurisson etc. nicht unbekannt sind, dann weißt du auch, daß es den behaupteten Holocaust so nicht gegeben hat. (…) Es wird Zeit, daß immer mehr Leute aufwachen und gegen den uns oktroyierten Schwachsinn und von den Besatzern implantierten Schuldkomplex aufstehen und die Dinge beim Namen zu nennen. Aus dem persönlichen Gespräch zwischen uns an meinem Wohnzimmertisch (Danke nochmals für die von dir handsignierten Bücher, die mittlerweile schon im Freundeskreis einmal rundum sind und den Grundstein für viele viele weitere Ausweisanträge und interessierte Menschen gelegt haben) dürftest du entnommen haben, daß ich nicht so schwachsinnig bin, die durchaus für Klaus und mich bedrohliche Lage in dieser Diktatur erkannt zu haben.“8
Laut KRR-FAQ verurteilte das Amtsgericht Magdeburg in einem Verfahren Uwe Bradler am 22. Juli 2005 zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von 8 Monaten. Bradler wurde des Besitzes kinderpornographischer Schriften und der Volksverhetzung für schuldig befunden.9
Dass Uwe davon schreibt, dass Conrads Bücher für „viele viele weitere Ausweisanträge“ gesorgt haben deutet stark darauf hin, dass es sich dabei um KRR-Ausweise handelt und zeigt Conrads direkte Verbindungen zur KRR.
Jo Conrad gibt sich Mühe, selbst nie solche offenen Worte in den Mund zu nehmen und ruft auch seine Anhänger dazu auf, es „denen“ nicht so leicht zu machen. Inhaltlich stimmt er aber zu, wie seine Antwort auf dieses Posting beweist:
„Hallo Uwe
Du brauchst mir doch nichts zu erzählen über diese Thematik, nur ist es doch etwas anderes, was öffentlich verbreitet wird, und ich hatte nun schon mal Anzeigen (…) Du nimmst in Deinem Posting auch keine Rücksicht darauf und formulierst ganz klar Dinge, die sofort angezeigt werden könnten.
Egal, wie der Geltungsbereich oder die Rechtslage ist, habe ich nicht Bock auf ständigen Besuch von der Kripo“10
Jo und das Fürstentum Germania
Das wohl wichtigste KRR-Projekt der letzten Jahre war das „Fürstentum Germania“. Das Fürstentum Germania wurde am 15.2.2009 ins Leben gerufen und war ein Mikro-Scheinstaat. Zentraler Anlaufpunkt dieses Scheinstaates war von Februar bis Mai 2009 ein baufälliges Schloss in der brandenburgischen Ortschaft Krampfer, das als Staatssitz fungierte, während das 4.000 m² große Grundstück als Staatsgebiet bezeichnet wurde. Das Fürstentum verstand sich als erster legitimer Staat auf deutschem Boden seit 1918.11 Jo Conrad bemerkte am 18.3.2009 dazu wohlwollend: „Hier passiert etwas Großes“12 und schrieb prompt die „Nationalhymne“ des Fürstentums, ein folkloristisches Instrumentalstück. Zu Jo Conrads Rolle im Fürstentum schrieb das "Brandenburgische Institut für Gemeinwesenberatung" im Januar 2010:
„Im „Fürstentum“ übernahm er die Rolle des sich seriös gebenden Mediensprechers und agierte darüber hinaus als Moderator, Ideengeber und Netzwerker integrierend und mitunter auch korrigierend. Conrad äußert sich im Laufe der kurzen „Fürstentum“-Geschichte nur vorsichtig antisemitisch und vermied eindeutige Aussagen mit dem Hinweis, nicht zur Rechenschaft gezogen werden zu wollen. Auch er umgab sich mit der Aura des Verfolgten, der gerne die ganze Wahrheit sagen würde, wenn er denn könnte...“13
Das Fürstentum wehrte sich vehement gegen KritikerInnen. Die Betreiber von KRR-FAQ und EsoWatch seien als Schreibtisch-Terroristen aufzufassen und eine Detektei sei beauftragt worden, die Betreiber zu identifizieren. Fürstentum-Aktivist Roberto Liuzzi rief offen zur Jagd auf: (wörtlich) Ich bitte alle Menschen auf die Jagd, auf die Informationsjagd zu gehen, hinter diese Menschen die schöpferische Energien eingrenzen [...]. Die negativen Ideen führten auch zu Krebs, schwadronierte der Medizinlaie und Internetesoteriker, der auch schwarzmagische Aktivitäten am Werk sieht, wenn Fakten zum Thema präsentiert werden. Begriffe wie antisemitisch oder rechtsextrem seien zudem reine Erfindungen von Schwarzmagiern.14
Auch Jo Conrad verbat Kritik am Fürstentum in seinem Forum.15
Am 19. Mai 2009 wurde das „Fürstentum“ polizeilich geräumt, was von Thomas Patzlaff, der als „Volksrat“ fungierte, als „Völkerrechtsverletzung“ und „Kriegsakt“ bezeichnet wurde.16
Jo und Jessie Marsson
In mehreren Beziehungen arbeitete Jo Conrad mit dem scheinbar jeglichen Bezug der Realität verloren habenden Jessie Marsson zusammen. Marsson trat in den letzten Jahren unter den verschiedensten Pseudonymen auf (z.b. Michael Jessie Marsson-Dumanch, Frank Büntert, Jessie Dumanch, Jesse Dumanch, Michael Jessie (Reichs)Freiherr von Pallandt...17). Sein Aktivitätsfeld umfasst die Verbreitung von den üblichen Verschwörungstheorien – inklusive der kuriosen „Milchlüge“ (Kuhmilch ist schädlich für den Menschen und wird verabreicht, um uns mit Osteoporose anzustecken)18, Verkauf esoterischer Gegenstände via Internet-Shop, und „Rechtsbeistand“. Dabei stilisiert sich Marsson zu einer messianischen Retterfigur hoch und liefert regelmäßig haarsträubende Lügen über seine Herkunft und Biographie. So sei er ein „Klon-Kind“, das aus den Genen sämtlicher Herrschergeschlechter der Geschichte gezüchtet worden wäre, ein irischer Naturdruide, er war im Irak-Krieg und hat für Blackwater im deutschen Parlament gearbeitet, und musste in seiner Jugend als Edelstricher für deutsche Elitekreise arbeiten.19
Er verbreitet natürlich dabei auch antisemitische Theorien.
Als er zu einer seiner Baphomet-Verschwörungstheorie befragt wurde, antwortete Marsson: „Ich kenne viele aus diesen Kreisen, die diesen komischen Baphometen in San Francisco anbeten und danach eine Rabbineruniform anziehen, um so gezielt Hass zu schüren“.20 Bei dem bereits erwähnten Prozess gegen Uwe Bradler wegen Besitz von kinderpornographischem Material und Volksverhetzung trat Marsson als dessen „Rechtsbeistand“ auf21. Er arbeitete am inzwischen eingestellten „Deutschen Volksblatt“ mit, einer neonazistischen Webzeitung, das die Meinung verbreitet, das Judentum habe 1933 den „heiligen Krieg“ gegen Deutschland begonnen.22 Auf der Homepage fand sich auch ein direkter Link zum Fürstentum Germania, an dem Jessie Marsson zentral mitarbeitete, gemeinsam mit Jo Conrad.
Conrad bewarb Marssons Internet-Shop in mehreren Videos und befragte ihn zu seiner Biographie.23