Fr 04.05.2012
"Revolutionen sind die Lokomotiven der Geschichte", stellte Marx treffend fest. Sie fallen nicht vom Himmel, sind kein Produkt kleiner Terroristenzirkel oder Ereignisse mit drehbuchähnlichem Ablauf. Revolutionen sind neben Kriegen die dynamischsten Ereignisse der menschlichen Gesellschaft, Ausdruck historischer Unausweichlichkeit. Sieg oder Niederlage einer Revolution kann Gesellschaften für lange Zeit, oft Jahrzehnte, entweder zurückwerfen oder nach vorne bringen. Eine Revolution steht immer im Spannungsfeld von sozialer und politischer Notwendigkeit einerseits und andererseits einem von vornherein unklaren Ausgang, der von den tatsächlichen Ereignissen bestimmt wird. Entscheidend sind die Rolle von Parteien und das Bewusstsein, aber auch "Zufälligkeiten" und im Extremfall einzelne Personen.
Für das Heranreifen einer revolutionären Situation ist eine Reihe von Bedingungen kennzeichnend:
Eine äußere Krise (z. B. (Welt-)Krieg) und/oder eine Verschärfung der sozialen Situation für die Massen (z. B. Krise). Aber auch die im Zuge eines Aufschwunges gestärkte ArbeiterInnenklasse, die "ihr" Stück vom Kuchen nicht abbekommt, bietet einiges an revolutionärem Zündstoff.
Die herrschende Klasse ist gespalten über die Methoden zur weiteren Aufrechterhaltung ihrer Macht (z. B. mehr oder weniger Repression und Gewalt) und daher geschwächt.
Die Mittelschichten sind verunsichert und schließen sich der Bewegung gegen die herrschende Klasse an, so gibt es z. B. Risse innerhalb des stehenden Heeres und des Repressionsapparates.
Bewusstes und gesteigertes Eingreifen der ArbeiterInnenklasse und die Entwicklung und Mobilisierung von Massenaktionen bis hin zum politischen Generalstreik.
Das Vorhandensein einer revolutionären Führung/Partei, die die Kräfte bündelt und ein klares Ziel hat. Reprint aus Vorwärts Extra Nr. 99 (Franz Breier jun.)
„Die wirtschaftlichen Voraussetzungen der proletarischen Revolution ist schon seit langem am höchsten Punkt angelangt, der unter dem Kapitalismus erreicht werden kann... Unter den Bedingungen der sozialen Krise des ganzen kapitalistischen Systems laden die Konjunkturkrisen den Massen immer größere Entbehrungen und Leiden auf…Die Bourgeoisie selbst sieht keinen Ausweg…dort, wo sich die Bourgeoisie noch eine Zeitlang den Luxus der Demokratie leisten kann (Großbritannien, Frankreich, Vereinigte Staaten usw.), befinden sich alle traditionellen Parteien des Kapitals in einem Zustand der Verwirrung, der gelegentlich an Willenslähmung grenzt…Das ganze Gerede, wonach die geschichtlichen Bedingungen noch nicht „reif“ genug seien für den Sozialismus, ist nur das Produkt der Unwissenheit oder eines bewußten Betrugs. Die objektiven Voraussetzungen der proletarischen Revolution sind nicht nur schon „reif“, sie haben sogar bereits begonnen zu verfaulen. Ohne sozialistische Revolution, und zwar in der nächsten geschichtlichen Periode, droht die ganze menschliche Kultur in einer Katastrophe unterzugehen. Alles hängt ab vom Proletariat, d. h. in erster Linie von seiner revolutionären Vorhut. Die historische Krise der Menschheit ist zurückzuführen auf die Krise der revolutionären Führung.“ (Leo Trotzki, Das Übergangsprogramm, 1938)