Di 19.05.2009
Am 21. März wurde Mattias Bernhardsson von Nazis gewaltsam angegriffen. Mattias ist Gemeinderat für die Rättvisepartiet Socialisterna (RS) und Mitglied des CWI in Schweden. Wir haben ihn zum Umgang mit rechter Gewalt befragt.
VORWÄRTS: Mattias, es gab einen gewaltsamen Übergriff von Nazis auf dich. Was genau ist passiert?
Mattias: Eine Gruppe von vier Nazis war mir und einem anderen Mitglied im Anschluss an eine Demonstration am 21. März nach Hause gefolgt. Die Angreifer waren mit Messer und Schlagringen bewaffnet und attackierten mich am Kopf und im Gesicht. Ich konnte sie allerdings entwaffnen und in die Flucht schlagen. Ich wurde rasch ins Krankenhaus gebracht, zum Glück war ich nur leicht verletzt.
VORWÄRTS: Denkt ihr es war ein bewusster Angriff auf eure Partei oder nur gegen einen Linken?
Mattias: In den letzten 18 Monaten gab es eine Serie von 13 gewaltsamen Angriffen auf RS-Mitglieder, hauptsächlich in Götheborg. In dieser Stadt haben wir erfolgreich eine Blockade gegen Naziaktivitäten auf der Straße organisiert. Ich denke die Nazis greifen die Linke allgemein an. Ende November gab es zwei Fälle von Brandstiftung in Stockholm. Im einen Fall handelte es sich um ein linkes Kulturzentrum, im anderen um eine Familie von Syndikalisten. In der Woche nach dem Angriff auf mich wurden drei Mitglieder einer kommunistischen Jugendgruppe in einer weiteren Stadt attackiert. Wir werden von den Nazis herausgegriffen, weil alle unsere Aktivitäten öffentlich sind und der Rest der Linken still hält oder schwächer ist als vor zehn Jahren. Es gibt keine breite antirassistische Bewegung, trotz einer starken antirassistischen Stimmung, die die schwedische Gesellschaft immer noch dominiert. Die offen rassistischen Schwedischen Demokraten liegen in den Umfragen zwischen 3 und 4 Prozent.
VORWÄRTS: Wie reagiert das Establishment, die Sozialdemokratie, die Grünen, die KP? Und können sie die Übergriffe stoppen?
Mattias: Die etablierten Parteien bewegen sich Lichtjahre von der Wirklichkeit entfernt. Während der gesamten 90er Jahre sagten sie, dass alle die Nazis schlicht ignorieren sollten. Zur selben Zeit bereiteten sie den Boden für Rassismus und Nazis durch Staatsrassismus und Sozialabbaumaßnahmen. In den letzten Jahren haben sie mit den Schwedischen Demokraten öffentliche Debatten abgehalten und argumentierten, dass Migration der Hauptgrund für Rassismus ist. Aber weniger Migration hält die Rassisten nicht auf – es ermutigt sie.
VORWÄRTS: Was tut ihr selbst gegen rechte Gewalt? Was wollt ihr tun, um in Zukunft Übergriffe zu vermeiden?
Mattias: Wir kämpfen gegen Nazis wo auch immer sie auftauchen, versuchen so viele Menschen wie möglich zu organisieren. In meiner Nachbarschaft hatten wir ein Treffen mit 250 Menschen, nur ein paar Tage nach dem Angriff auf mich. Unsere eigene Partei, kämpferische Gewerkschaften und eine neue ArbeiterInnenpartei aufzubauen sind der Schlüssel, um Rassismus zu stoppen.