Di 01.05.2001
In einem Boxkampf geht es normalerweise über zwölf Runden. Im Match Regierung gegen Post, Telekom und ÖBB sieht das anders aus. Die Regierung und die Vorstandsetagen setzen einen Schlag nach dem anderen, die Gewerkschaft tut nichts um dem KO zu entrinnen.
In der “Gelben Post” sind die meisten Kahlschläge schon durchgeführt. Vorwärts berichtete über die Neuorganisierung von Postämtern, die neuen Dienstverträge und die Umstellung der Briefzustellung. Wie haben sich allerdings diese Maßnahmen ausgewirkt?
Postamt: Sitzen verboten
Abgesehen davon, dass es im Zuge dieser Neustrukturierung zu absurden Maßnahmen kam, sind vor allem sehr viele neue MitarbeiterInnen von unsicheren Dienstverhältnissen, flexiblen Arbeitszeitregelungen und prekärer Beschäftigung bedroht. Eine Umfrage unter Kunden hatte beispielsweise zur Folge, dass die Postbediensteten bei ihrer Arbeit jetzt nicht mehr sitzen dürfen.
Die neu Eingestellten haben durch die Umwandlung der Post in eine Aktiengesellschaft keine Chance mehr auf eine Pragmatisierung, sondern sind viel mehr Durchlaufposten. Viele Dienstposten wurden nicht nachbesetzt. Ein Mitarbeiter erzählt, dass die Arbeit jetzt die verbleibenden Beschäftigten erledigen müssen. Das bedeutet mehr Arbeitshetze, weniger Pausen und bei unerfahrenen Mitarbeitern auch eine größere Fehleranfälligkeit. Durch die Zusammenlegung von Rayons (jene Gebiete, die ein Briefträger zu betreuen hat) müssen Briefträger jetzt mehr Briefe austragen. Einerseits bedeutet das für die Briefträger eine längere Arbeitszeit, aber auch eine spätere Zustellung für die Kunden. Die zusätzliche Austragung von Reklamematerial bedeutet am längeren Weg mehr Gewicht.
Telekom: K.O. in der 1. Runde
Die Gewerkschaft verlegte sich im Wesentlichen auf Proteste, Kampfmaßnahmen wurden keine gesetzt. K.O. in der ersten Runde. Es wäre kein Wunder, wenn man/frau bei einem solch leichtgewichtigen Gegner nicht neue Angriffe fahren würde. Jetzt ist aber einmal die Telekom dran. Personalchef Gert Ahrer (“Wo gehobelt wird da fallen Späne”) will bis 2002 an die 5000 MitarbeiterInnen abbauen, das sind 30% der Bediensteten. Von gewerkschaftlicher Seite tut sich aber wieder äußerst wenig. Sogar am Tag, an dem Proteste geplant waren, mußten sich die Bediensteten Urlaub nehmen, um an den Veranstaltungen teilnehmen zu können. Laut einer Mitarbeiterin wäre die Belegschaft zwar durchaus auch zu Streiks bereit, die Gewerkschaftsführung aber nicht. Diese beschäftigt sich lieber mit Sozialplänen und trägt damit de facto kampflos den Personalabbau mit.
Weniger Service für mehr Geld
Auch in der Bahn steht trotz Rekordgewinn die Zerschlagung auf dem Programm. Angeblich sollen die Maßnahmen, die der Vorstand ausgeheckt hat ja zukunftsweisend im europäischen Zugsverkehr sein. Die internationalen Erfahrungen zeigen aber das Gegenteil. Die in Britannien privatisierte Eisenbahn beweist das. Tausende Arbeitsplätze wurden vernichtet und das für die verbleibenden Mitarbeiter entstandene Mehr an Überstunden. Die Arbeitsbedingungen haben sich verschlechtert und die Sicherheit bei der Arbeit hat massiv abgenommen. Und für die ja angeblich soviel bessergestellten Bahnreisenden gab es auch nur böse Überraschungen. Neben der empfindlichen Erhöhung der Ticketpreise wurde Bahnfahren zu einem gefährlichen Abenteuer. Durch niedrigere Sicherheitsstandards, wie seltenerer Streckeninspektionen und weniger Reparaturen an den Loks und Waggons kam es zu einer Serie tödlicher Unfälle.
Um weiterhin eine ausreichende Versorgung von KonsumentInnen und DiensnehmerInnen gewährleisten zu können, müssen die Maßnahmen zurückgenommen werden und die Rechte der MitarbeiterInnen ausgebaut werden.
Daher fordern wir :
- Keine Zustimmung zu KV-Ergebnissen ohne Urabstimmung!
- Für Kampfmaßnahmen gegen jede Privatisierung und Sparpolitik
- Keine Geheimverhandlungen - Öffentliche Verhandlungen; Volle Information!