Fr 13.11.2015
„Atemlos durch die Schicht? Nein, das wollen wir nicht!“ war einer der zentralen Slogans auf der Demo. Inzwischen haben auch die Gewerkschaften gemerkt, dass es an der Basis gärt. Derzeit finden in Wiens Spitälern Dienststellenversammlungen statt. Zum ersten Mal seit Jahren – ein Erfolg der Bewegung von unten.
Doch Powerpoint-Präsentationen der Gewerkschaftsspitze reichen nicht. Wenn die Forderungen erreicht werden sollen, dann müssen sie anfangen, den Widerstand zu organisieren. Damit es nicht wieder zu faulen Kompromissen kommt, müssen die Belegschaften über jede Aktion, jedes Verhandlungsergebnis in Abstimmungen entscheiden.
Dafür braucht es eine aktive Basis, die den Druck aufrecht halten kann – wie im Berliner Großkrankenhaus Charité. Dort konnte eine aktive Betriebsgruppe aufgebaut werden. In den Stationen gewählte „TarifberaterInnen“ diskutieren regelmäßig über Forderungen und den Stand der Verhandlungen mit den Arbeitgebern. Der Aufbau von demokratischen Betriebsgruppen an den Spitälern, ob mit oder ohne Unterstützung der Gewerkschaftsführung, ist auch hier der nächste Schritt.
In Berlin konnte so ein 11-tägiger Streik organisiert werden. Mit Unterstützung der PatientInnen, denn schließlich geht es auch um deren Gesundheit. Und der Streik war bitter nötig, wie Jana, Mitglied der Streikleitung bei der Charité, auf einer SLP-Veranstaltung am 6. Oktober sagte: „Ich halte den Stress einfach nicht länger aus. Ich muss bis 67 arbeiten. Aber ich weiß nicht, ob ich es bis 50 schaffe.“
Das wird vielen KollegInnen hierzulande bekannt vorkommen. Viele fühlen sich allein und machtlos. Jana dazu: „Ich fand die Demo super. Und man muss sich immer klarmachen, dass man nicht allein ist. ArbeiterInnen gibt‘s überall.“
Auch in Österreich gibt es für den Pflegeaufstand Möglichkeiten, Anschluss zu finden. Im Herbst starten Kollektivvertragsverhandlungen im Sozial- und privaten Pflegebereich. Hier kann man sich zusammentun und gegenseitig Unterstützung aufbauen: Mit kämpferischen Forderungen und Aktionen.