Mo 01.09.1997
Kubas Geschichte ist geprägt von Abhängigkeit: 1492 von Columbus „entdeckt“, 1511 von den Spaniern, 1762 von den Briten erobert, 1763 gegen Florida an Spanien, 1898 an die USA abgetreten. Obwohl seit Ende des 19. Jahrhunderts formal unabhängig, diktierte die USA bis 1959 Regierungen und Wirtschaft. Kuba wurde zum Bordell der USA, zum Casino- und Mafiastützpunkt. Nach 1959 geriet Kuba bald in die Abhängigkeit der Sowjetunion.
Castro und die Guerillieros kämpften nicht mit dem Ziel einer sozialistischen Gesellschaftsveränderung, ihr Ziel waren bürgerliche Freiheiten und vor allem die nationale Befreiung Kubas. Der Sturm auf die Moncada-Kaserne am 26.Juli 1953 (ebenfalls von Castro angeführt) war von der Sozialistischen Volkspartei/PSP (der damaligen KP - die heutige KP setzt sich aus den drei Organisationen Bewegung 26. Juli, Studentenbewegung und der PSP zusammen) noch als bürgerlicher Putsch bezeichnet worden.
Nach der Machtübernahme durch Castro und die Bewegung 26. Juli wurde durch die „Behörde zur Rückgewinnung unterschlagenen Eigentums“ 2000 Firmen verstaatlicht. Mittels Verordnung wurden die Pachten um 30-50 % reduziert. All das hatte während der 60er Jahre die Flucht der kubanischen Bourgeoisie zur Folge. Als Grundbesitz ab einer Größe von mehr als 9,99 Hektar enteignet wurde, tobte auch die USA (immerhin gehörten 40 % der besten Zuckerböden amerikanischen Gesellschaften). Zum endgültigen Bruch kam es 1960, als die USA zuerst die Quote für den Zuckerimport senkte und die US-Raffinerien sich weigerten, Öl aus der UdSSR zu raffinerieren. Kuba reagierte mit der Enteignung der Raffineriern und in weiterer Folge Großbetriebe.
Die permanente Revolution
Relativ rasch sprengte die Revolution ihren bürgerlich-demokratischen Rahmen und nahm klar antikapitalistische Züge an. Die Arbeiter-Innenklasse unterstützte die Guerillia in der Sierra Madre mit einer Reihe von Streiks. Fidel Castro sagte: „Der Generalstreik (in der ersten Woche 1959, Anm.) war ein entscheidender Faktor für den völligen Sieg.“ Ein Prozeß der - nicht bewußt und von den Stalinisten nicht gewünscht und daher verzerrt - entsprechend den Grundzügen der „Theorie der permanenten Revolution“ von Trotzki verlief. Die Revolution war weiter gegangen als geplant, ihre anfänglichen Ziele - nationale Befreiung und demokratische Rechte - konnten im Rahmen eines kapitalistischen Kubas nicht erreicht werden, sondern nur durch den Sturz des Kapitalismus. Die Grundlage dafür, daß bürgerliche Revolutionäre eine antikapitalistische Revolution durchführen konnten war einerseits die Tatsache, daß sie sich auf die Sowjetunion als mächtiger Gegenpart zum US-Imperialismus und andererseits auf die Unterstützung der Masse der ArbeiterInnen und Bauern stützen konnte.
Die Rolle der UdSSR
Da die UdSSR sich bereit erklärte, den kubanischen Zucker zu Bestpreisen zu übernehmen, und durch die im Laufe der Revolution zunehmende Unmöglichkeit, mit Bürgerlichen und bürgerlichen Staaten zu kooperieren, wuchs die Anbindung an die Sowjetunion - wirtschaftlich, aber auch politisch. Zwischen Che Guevara und Fidel Castro kam es zum Bruch über die Frage der weiteren Orientierung Kubas. Che setzte auf eine eigenständigere Entwicklung und den Aufbau einer Industrie, Fidel folgte der Linie der sowjetischen Berater und der PSP/KP. Heute wird Che in Kuba einzig als jugendlicher Held und Märtyrer der Revolution dargestellt. Seine politischen und wirtschaftlichen Ideen (immerhin war er Industrieminister und Vorsitzender der Nationalbank) und seine Ablehnung der Bürokratie in der Sowjetunion und der Bürokratisierung in Kuba werden verschwiegen.