Oktoberstreik - Die Realität hinter den Legenden über die Streikbewegung im Herbst 1950

Im Herbst 1950 kam es in Österreich gegen das 4. Lohn-Preisabkommen zu Massenstreiks. Die ÖGB-Spitze tat alles, um das Abkommen, die Vorform der Sozialpartnerschaft, zu verteidigen und die Proteste zu kriminalisieren. Neben massiver staatlicher Repression und einer vom späteren ÖGB-Chef Olah aufgestellten Prügeltruppe gab es auch eine Hetzkampagne. Den Streikenden wurde unterstellt, eine stalinistische Diktatur errichten zu wollen. Dass die KPÖ die Streikbewegung unterstützte, wurde vor dem Hintergrund des kalten Krieges ausgeschlachtet.

In einer Bundesvorstandsitzung im Oktober 2015 widerrief die ÖGB-Spitze die Putschthese. Eine HistorikerInnenkommision wurde beauftragt und das Ergebnis liegt nun in Buchform vor. Eine viel zu späte Genugtuung für die (meist schon verstorbenen) Betroffenen. Was dem Buch fast vollkommen fehlt, ist eine Auseinandersetzung mit den politischen Motiven der damaligen ÖGB-Führung: nämlich der Einzementierung der Sozialpartnerschaft gegen die ArbeiterInnenklasse. Für diesen Schritt ist auch die aktuelle ÖGB-Spitze zu sehr Teil der Sozialpartnerschaft. Aber: das Buch ist lesenswert, weil es zeigt, welche enorme Kampfkraft die österreichische ArbeiterInnenklasse 1950 entfaltete. Die vielen Einzelbiographien geben einen kleinen Einblick in das Leben von KämpferInnen. Zu den ÖGB-Ausschlüssen kamen Entlassungen in Betrieben. Hunderte streikende ArbeiterInnen bezahlten ihre Kampfbereitschaft mit einem sozialen Abstieg. Ihr Schicksal wäre ein eigenes Buch wert...


Oktoberstreik - Die Realität hinter den Legenden über die Streikbewegung im Herbst 1950 Sanktionen gegen die Streikenden und ihre Rücknahme. ISBN 978-3-99046-204-1

ÖGB-Verlag

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