Di 20.02.2007
Rund 1200 Beschäftigte hat der Textildiskonter KIK in Österreich. Aber keinen Betriebsrat. Der deutsche Konzern hat auch in seinen über 1500 Filialen in Deutschland bisher die Wahl von BetriebsrätInnen erfolgreich verhindert. Das Arbeitsrecht aber wird oft "flexibel" ausgelegt, wie die Gewerkschaft berichtet. "85 % bekommen die Vor- und Abschlussarbeiten nicht bezahlt und 60 % beklagen, dass ihre Wochenstunden willkürlich hinauf- und hinuntergesetzt werden. Die vereinbarte Arbeitszeit wird mit jeder/m zweiten ArbeitnehmerIn nicht eingehalten," so Kollege Grundei von der GPA-DJP.
Betriebsratskandidat fristlos entlassen
Der Versuch, nun endlich einen Betriebsrat zu gründen stößt auf wütenden Widerstand der Geschäftsführung. Der Spitzenkandidat für die Betriebsratswahl Andreas Fillei wurde von KIK fristlos entlassen und mit Hausverbot belegt. In Wien wurde eine Kollegin wegen ihrer Mitgliedschaft in der GPA-DJP gekündigt. Die GPA-DJP unterstützt Fillei bei einer Widereinstellungsklage und hat auch vorher eine Informationskampagne unter den Beschäftigten durchgeführt. Dabei hat sich gezeigt, dass 98 Prozent der Beschäftigten sich einen Beriebsrat wünschen.
Solidarität und Widerstand
KIK ist nur eines - wenn auch besonders aggressives - Beispiel dafür, wie Unternehmen versuchen, die Rechte von Beschäftigten zu ignorieren und mit Füssen zu treten. Der Gewinn von KIK basiert auf Hungerlöhnen für die ProduzentInnen der Textilien und der Ausbeutung der Beschäftigten in den Filialen. Wenn KIK weiterhin erfolgreich dabei ist, die Installierung eines Betriebsrates zu verhindern und Arbeitsleistungen nicht zu bezahlen, dann wird das Vorbildwirkung auf andere Unternehmen haben. Die Gewerkschaft darf daher keine halben Sachen machen. Sie muss Andreas Fillei und die KIK-KollegInnen entschieden und kämpferisch verteidigen.
Zur Zeit organisiert die GPA-DJP unter http://www1.gpa.at/protestmail/pm.php?id=19 eine Protestmail-Aktion.
Der gerichtliche Weg einer Widereinstellungsklage wird leider nicht reichen - KollegInnen müssen über ihre Rechte informiert werden, KundInnen über die arbeitnehmerInnenfeindliche Politik der Geschäftsleitung. Solidaritätsbotschaft und -Aktionen durch BetriebsrätInnen und Belegschaften anderer Betriebe sind wichtig. Die bisherigen Solidaritätsmails zeigen das Potential - Viele sind bereit, zu helfen. Den "sozialpartnerschaftlichen Rahmen" den die GPA-DJP in einem offenen Brief nennt, gibt es nicht - KIK geht es um Profite. Die Gewerkschaft kann sich daher in ihrem Widerstand auch nicht auf sozialpartnerschaftliche Maßnahmen beschränken, sondern muß neue, kämpferische Aktions- und Kampfformen einsetzen.