Di 01.03.2005
Die Höchstarbeitszeit will die Industriellenvereinigung sogar von 10 auf 12 Stunden erhöhen. Um die Flexibilisierung perfekt zu machen, wird ein Durchrechnungszeitraum von 2 Jahren gefordert.
Eine Milliarde Einkommensverluste
Berechnungen zufolge würden diese Angriffe Einkommensverluste für ArbeitnehmerInnen von bis zu einer Milliarde Euro bedeuten. Von einer Abschaffung der Überstundenregelungen mit Zuschlagspflicht wären laut Statistik Austria weit über 400.000 ArbeitnehmerInnen betroffen.
Dabei arbeiten Österreichs Beschäftigte jetzt schon flexibel, mehr als den meisten lieb ist: Zahlreiche Kollektivverträge sehen lange Durchrechnungszeiträume und Ausnahmebestimmungen vor. Durch die Novelle im Arbeitszeitgesetz 1997 wurde bereits eine weitgehende Flexibilisierung und Sonn- und Feiertagsarbeit ermöglicht und durch die Ausweitung der Ladenöffnungszeiten haben sich die Arbeitsbedingungen für die Handelsangestellten massiv verschlechtert. Diese Entwicklung haben wir auch dem fehlenden Widerstand der Gewerkschaftsführung zu verdanken.
Wir arbeiten viel zu lang!
Im EU-Vergleich arbeiten Österreichs Beschäftigte jetzt schon sehr lang. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit inkl. Überstunden beträgt bei Vollzeitbeschäftigten 45 Stunden pro Woche. 24% der Frauen und 30% der Männer leisten regelmäßig Überstunden. Gleichzeitig ist die Teilzeitbeschäftigung von Frauen in den letzten Jahren enorm angestiegen - wodurch flexibler Arbeitseinsatz bei geringem Einkommen ohne Überstundenabgeltung möglich ist.
Es wird immer schlimmer
Diese Entwicklung muss vor dem Hintergrund der Lohneinbußen der letzten Jahre gesehen werden. Laut Rechnungshof - Einkommensbericht verdienen ArbeiterInnen und Angestellte real und netto weniger als im Jahr 2000. Der Lohnanteil am Volkseinkommen ist in den letzten zwanzig Jahren gesunken, während die Gewinn- und Besitzeinkommen gestiegen sind. Wird die Arbeitszeitflexibilisierung nach den Wünschen der Industriellenvereinigung umgesetzt, dann verschiebt sich dieses Missverhältnis noch mehr. Gleichzeitig winken die Industriekapitäne ab, wenn es darum geht, für die derzeit 360.000 Arbeitslosen mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Die knappen Budgetmittel des AMS sollen nicht aufgestockt werden. Stattdessen sollen die AMS-MitarbeiterInnen länger arbeiten.
Widerstand ist nötig
Die Vertreter der Wirtschaft werden nicht locker lassen, bis ihr Ziel – eine Aufhebung der nationalen Arbeitszeitgesetze und eine weitere Flexibilisierung der ohnehin zahnlosen EU-Arbeitszeitrichtlinie – erreicht ist. Widerstand ist nötig – vor allem um eine radikale Verkürzung der Arbeitszeit auf 30 Stunden pro Woche bei vollem Lohn durchzusetzen. Mehr Arbeitsplätze bringt vor allem eine Verkürzung der Lebensarbeitszeit. Das wäre eine “Flexibilisierung” der Arbeitszeit im Interesse der Beschäftigten!