Mo 15.10.2007
Am 28. September begannen die KV-Verhandlungen der Metallindustrie und Bergbau mit der gegenseitigen Übergabe der streng geheimen Forderungskataloge und damit die so genannte Herbst-Lohnrunde, nach der sich angeblich alle anderen richten sollen.
Gerangel der SpitzenfunktionärInnen und Geheimverhandlungen
In den letzten Monaten wurde viel über Lohnerhöhungen geredet und mittlerweile liegen sich deswegen auch SpitzengewerkschafterInnen in den Haaren. Nachdem Multifunktionär Wilhelm Haberzettl (stellv. Vorsitzender vida, GdE-Vorsitzender, FSG-Vorsitzender und Nationalratsabgeordneter) meinte, dass ihm vier Prozent Lohnerhöhung zu niedrig seien (Kurier online, 17. 9. 2007), fühlte sich Karl Proyer (stellv. Bundesgeschäftsführer GPA-DJP, Regionalgeschäftsführer GPA-DJP Wien, Vorstand AK-Wien) bemüßigt den "Kollegen" Haberzettl zurechtzuweisen. "Im Juni schließt er für die Bahn mit zwei Prozent ab, und im August sind ihm vier Prozent bei den Metallern zu wenig." meinte Proyer und verwies auf die Tradition, in der Öffentlichkeit keine Zahlen zu nennen. (derStandard online, 22. 9. 2007)
Dieses Hick-Hack unter den SpitzenfunktionärInnen im ÖGB ist nicht gerade ein Beweis für Reform- und Demokratisierungswillen innerhalb des ÖGB. Vor allem die Heimlichtuerei über die Forderungen weist in eine andere Richtung und orientiert sich an einer anderen Tradition der Gewerkschaftsführung; nämlich der StellvertreterInnenpolitik nach dem Motto: "Wir wissen schon, was gut für euch ist"
Schlechte Traditionen endlich durchbrechen!
Was aus den bisherigen Abläufen zu deuten ist, scheint jedenfalls durchwachsen: So wurde für die Bäcker (Industrie und Gewerbe) jeweils 3,7 % mehr Lohn verlangt. Herausgekommen sind schlussendlich nur 2,3 % und das nach nur einer (Industrie), bzw. zwei (Gewerbe) Verhandlungsrunden. Also wieder kein Reallohnzuwachs - aber das war wohl noch die Sommer-Lohnrunde, die sich an den Metaller-Abschlüssen vom Vorjahr orientierte?!
Anders sieht es bei den KV-Verhandlungen für die Beschäftigten der Brauindustrie aus. Die BrauereiverhandlerInnen (so wie die Metaller in der GMTN) fordern 6,5 % und haben sich auch in drei Verhandlungsrunden noch nicht über den Tisch ziehen lassen. Was allerdings auch dort fehlt ist die Einbeziehung der Beschäftigten und geeignete Maßnahmen, um die Forderungen zu unterstreichen und die Bereitschaft zum Kämpfen zu signalisieren. Wie die Verhandlungen der Metaller ablaufen werden, bleibt abzuwarten. Wir werden uns auf jeden Fall einmischen ...
Kundgebung kämpferischer GewerkschafterInnen am 4.10
... und haben auch gemeinsam mit anderen kämpferischen GewerkschafterInnen am 4. 10. zur ersten Verhandlungsrunde eine Kundgebung abgehalten. Denn leider ist es nach wie vor notwendig, die VerhandlerInnen des ÖGB auf ihre Verpflichtung hinzuweisen, sich für die Interessen der Kolleginnen und Kollegen einzusetzen und nicht ihr eigenes abgehobenes, geschmackloses, sozialpartnerschaftliches Süppchen zu kochen. Außerdem müssen auch die Beschlüsse, die bei BetriebsrätInnen-Konferenzen und Betriebsversammlungen gefasst werden in die Tat umgesetzt werden, und dürfen nicht - so wie im vorigen Jahr - so lange verschleppt werden, bis es doch zu einem faulen Kompromiss kommt. Rund 20 AktivistInnen der Initiative für einen kämpferischen und demokratischen ÖGB trafen sich vor der Bundeswirtschaftskammer in Wien, wo die erste Verhandlungsrunde stattfand. Ziel war es, die VerhandlerInnen mit den Forderungen der Initiative zu konfrontieren und für eine kämpferische Lohnbewegung einzutreten. In einem "traurigen Gewinnspiel" (die UnternehmerInnen gewinnen immer mehr durch unsere Arbeit - unsere Löhne verlieren gleichzeitig an Wert) wurden PassantInnen und VerhandlerInnen aufgefordert die jüngsten Gewinne der Metallindustrie zu erraten.
Keine verbindlichen Zusagen an die Basis – weitere Mobilisierung notwendig
Erich Foglar, der Bundesvorsitzende der Metaller-Gewerkschaft sprach zwar kurz mit uns, ließ sich aber auf keine Debatte, wie eine kämpferische Lohnpolitik aussehen könnte, ein. Karl Proyer, Chefverhandler der GPA-DJP, bedankte sich bei den KundgebungsteilnehmerInnen, gab aber auf Fragen nach der Mitgliedermobilisierung und einer Urabstimmung nach den Verhandlungen ebenfalls keine verbindliche Antwort. Positives Feedback gab es vor allem von PassantInnen. Fazit der lebendigen Kundgebung:
Wir haben den UnternehmervertreterInnen gezeigt, dass wir IHRE Gewinnentwicklung durch UNSERE Arbeit genau mitverfolgen. Den ArbeitnehmerverteterInnen haben wir klar gemacht, dass ein Teil der ÖGB-Basis Schluss mit der laschen Lohnpolitik der Führungsspitze machen will.
(Fortsetzung folgt)