Mo 15.10.2007
"Her mit dem schönen Leben....” Unter diesem Motto hielt die Jugendorganisation der Gewerkschaft der Privatangestellten - (frisch fusioniert mit der Gewerkschaft Druck, Journalismus, Papier) im September ihren Jugendkongress ab. "Rund 120 JugendvertrauensrätInnen, Lehrlinge, SchülerInnen und StudentInnen erarbeiteten in den zehn verschiedenen Workshops Alternativen zum herrschenden Kapitalismus, setzten sich kritisch mit dem Kapitalismus auseinander oder schulten ihre rhetorischen Fähigkeiten" schreibt die GPA-DJP auf ihrer Homepage.
Positive Überraschung
Der Kongress war - ich gebe es zu - eine positive Überraschung. In den 80/90er Jahren erlebte ich solche Kongresse eher steif und staatstragend: Absoluter Glaube an Sozialpartnerschaft, StellvertreterInnen-Denken und die SPÖ waren vielen Jugendfunktionären der Gewerkschaften so in Fleisch und Blut übergegangen, dass diesen Kongressen oft jede Spontanität, und Rebellion fehlte. Der Apparat und seine angepasste Politik machten aus kritischen ArbeiterInnenjugendlichen in wenigen Monaten kreuzbrave FunktionärInnen, die dann ein exakt geplantes Programm abspulten. Aufgestylt mit ein paar pseudojugendlichen Sprüchen. Leider ist sozialpartnerschaftliches Denken und SPÖ-Treue zwar immer noch die vorherrschende Tendenz im GPA-DJP Jugendapparat. Doch am vergangen Kongress war die Polarisierung nach links deutlich spürbar.
Antikapitalistisches Festival
Der eigentliche Kongress (mit Berichten, Abstimmungen und Wahlen) wurde auf einen halben Tag reduziert. Sonst hatte der dreitägige Kongress eher den Charakter eines antikapitalistischen Festivals. Beim Bücherverkauf wurden vor allem marxistische Klassiker wie das Kapital und das Kommunistische Manifest und viel Material zu Venezuela verkauft. Auch das SLP- Material fand reißenden Absatz. Arbeitskreise (die zwei Tage dauerten) zu Kapitalismus und Alternativen, kritische Auseinandersetzung mit der Sozialpartnerschaft, Feminismus usw. waren gut besucht. Als ReferentInnen waren durchwegs linke KollegInnen geladen. Ein ArbeiterInnenlieder Abend (mit KP-Mitglied Chris Peterka) war weit besser besucht als der parallel stattfindende Karaoke-Abend.
Für 1.617,– Mindestlohn und Urabstimmungen!
Auch die beschlossenen Anträge sind spannend. Im Leitantrag wurde die Forderung nach einer Reihe von Umverteilungsmaßnahmen bekräftigt. Beschlossen wurde u.a. die Forderung nach 1.617 Euro gesetzlichem Mindestlohn (das sind etwas über 10 Euro brutto pro Stunde).
Abgelehnt wurden die Möglichkeit, Lehrlinge zu kündigen sowie die geplante Öffnung der Geschäfte an den Sonntagen im Zuge der Fußball-EM. International wurde die Freilassung des US-Journalisten Mumia Abu-Jamal gefordert und eine Solidaritätsadresse an die Venezuelanische Gewerkschaftsströmung C-CURA (sie steht weit links von Chavez) in der UNT verabschiedet. Für die Gewerkschaften fordert die GPA-DJP-Jugend: Ein Abgehen von der StellvertreterInnenpolitik, die Direktwahl sämtlicher SpitzenvertreterInnen sowie verbindliche Urabstimmungen nach jedem Kollektivvertragsprozess.
Politische Debatten wichtiger als Beachparty
Spannend war auch die Antragsdebatte an sich. Mit einer geplanten Zeit von ca. drei Stunden verlängerten die stimmberechtigten Delegierten die Debatte bis in die Nacht und reduzierten bewusst die geplante "Beachparty" am Wörthersee. So viel zum Thema "unpolitische Jugend".
Wie weiter?!
Fazit von drei Tagen arbeiten und feiern: Der Kampf für Lehrlingsrechte, gegen Studiengebühren, Rassismus und Frauenunterdrückung erfordert vor allem viel mehr Mobilisierung in den Betrieben und auf der Strasse. Dafür steckt die GPA-DjP-Jugend m.E. doch noch zu sehr in der alten ÖGB-Politik. Die Debatten am Jugendkongress waren aber ein wichtiger Schritt Richtung kämpferischer Politik. Die Plattform für kämpferische und demokratische Gewerkschaften und die SLP werden gemeinsam mit vielen kämpferischen Gewerkschaftsjugendlichen dafür eintreten, dass es nicht der letzte Schritt in die richtige Richtung war.