Fr 01.10.2010
Am Aktionstag des Europäischen Gewerkschaftsbundes am 29. September streikten ArbeiterInnen in ganz Europa. In Spanien fand ein Generalstreik statt. In Österreich blieb es verdächtig ruhig. Der ÖGB beschränkte sich darauf mit 100 FunktionärInnen nach Brüssel zur Großdemonstration des EGB zu fliegen, die dann wegen des FluglotsInnenstreiks nicht landen konnten.
Wäre es nach dem ÖGB gegangen, hätte in Österreich wohl nicht viel stattgefunden. Aber es gab eine Reihe von Aktionen - die wahrscheinlich kämpferischste organisierte Patrick Kuhn, Lehrling, Schüler der Berufsschule Gmunden und SLP-Mitglied. Nämlich eine dreistündige Versammlung der BerufsschülerInnen in der Schulzeit. Auf der Versammlung wurden sozialistische antworten auf die Krise diskutiert und eine Solidaritätsbotschaft an die kämpfenden ArbeiterInnen in Griechenland und Spanien verabschiedet.
VORWÄRTS stellt den Organisator dieses wichtigsten österreichischen Protestes vom 29. September vor.
VORWÄRTS: Könntest du dich kurz vorstellen?
Patrick Kuhn: Ich heiße Patrick, bin 18 Jahre alt, Lehrling und komm aus Linz. Ich befinde mich gerade in einer Ausbildung zum Elektrobetriebstechniker. Seit einem halben Jahr bin ich bei der SLP aktiv, war aber vorher auch schon in linken Organisationen.
V: Du wurdest vor kurzem zum Schulsprecher deiner Berufsschule gewählt. Was ist das für eine Berufsschule?
PK: Ich besuche zur Zeit die BS in Gmunden für ElektroinstallateurInnen, BetriebselektrikerInnen, StarkstrommonteurInnen, ProzessleittechnikerInnen und PapiertechnikerInnen. Das Tolle an dieser Schule ist, dass in gewissen Berufssparten die Leute aus ganz Österreich kommen. Es sind ca. 300 Schüler pro Turnus in der Schule.
V: Welche Probleme existieren in der Berufsschule die du ansprechen möchtest?
PK: Probleme in dieser Schule gibt es leider zu Hauf. Angefangen bei Rassismus, Sexismus und natürlich die allgegenwärtige Homophobie! Nicht nur unter den SchülerInnen, sondern auch von Lehrpersonal gegen migrantische SchülerInnen. Es hat den Anschein, als würden SchülerInnen mit Migrationshintergrund durchwegs schlechter benotet.
V: Wie kam es zur Kandidatur, und wie war die Wahl?
PK: Wie schon im vergangen Jahr bin ich wieder zum Klassensprecher gewählt worden, da ich die Klasse gegenüber den LehrerInnen vertreten möchte und somit ihr Fehlverhalten aufzeigen kann. Die Wahl zum Schulsprecher habe ich dann gemeinsam mit einem jungen Aktivisten, angetreten, da wir dachten, dass es an der Zeit ist, einen Wendepunkt zu setzen. Die Zeit ist reif, die Segel zu setzten und einen anderen Kurs zu fahren! Es gab auch zwei Gegenkandidaten, welche jedoch eher zum Spaß antraten. Zum Glück bewiesen die SchülerInnen, dass sie eine wahre Vertretung brauchen und wollen, anstatt leeres Gerede und so siegten wir mit 70% der Stimmen! Wir standen offen zu unserer politischen Überzeugung und konnten vor allem mit unserem kritischen Programm gegen die Willkür der LehrerInnen überzeugen. Neben der Hysterie einiger Rechter („ihr scheiß linken Bazillen“) gab es vor allem viele positive Rückmeldungen ("endlich jemand der sagt was Sache ist").