Mi 05.09.2007
Florian kandidiert bei der Linzer Firma MCE als Jugendvertrauensrat. Vorwärts hat ihm Fragen zu seiner Kandidatur und der Situation von Lehrlingen in Österreich gestellt.
Du kandidierst als Jugendvertrauensmann. Wie sieht dein Wahlprogramm aus? Was würdest du als Jugendvertrauensmann umsetzen/tun?
Mit der Rot-Schwarzen Koalition wird der Regierungskurs von Schüssel klar fortgesetzt, das heißt, es kommen neue Angriffe auf ArbeiterInnen und Jugendliche auf uns zu. Vor allem die Kollektivvertragsverhandlungen im Herbst und die Möglichkeit, Lehrlinge leichter kündigen zu können sind Themen, bei denen ArbeiterInnen auf die Straße gehen müssen, damit ihr Lebensstandard nicht noch weiter sinkt. Die Aufgabe eines Jugendvertrauensrates ist es, neben betriebsinterner Themen auch Widerstand im Betrieb gegen diese Angriffe auf die Rechte von Lehrlingen und ArbeiterInnen zu organisieren.
Wie siehst du die Situation von Lehrlingen generell?
Nicht gerade rosig: Es wird jetzt schon ein Viertel der Lehrlinge im ersten und zweiten Lehrjahr gekündigt, knapp die Hälfte davon in der Probezeit. Auf der anderen Seite werden mit der Verlängerung der Blum-Förderung die Unternehmer weiter gefördert. Im Vergleich 2006/2007 wurde diese ca. 3 mal so oft ausbezahlt wie es neue Lehrstellen gibt. Bei vorzeitiger Kündigung dürfen die Unternehmer sogar die 1 000,- Ausbildungsprämie behalten.
Das heißt, dass Lehrlinge für Unternehmer eigentlich Billigarbeitskräfte sind, die man leicht loswerden kann und dafür auch noch Geld bekommt. Außerdem sind 38.000 Lehrlinge in JASG Maßnahmen, das heißt, sie müssen mit 150 Euro im Monat auskommen. Auch beim vor kurzem beschlossenen Mindestlohn von 1000 Euro (der sowieso viel zu niedrig ist) pro Monat schauen Lehrlinge durch die Finger, obwohl viele Lehrlinge schon vor der Beendigung der Lehrzeit von zu Hause ausziehen oder sich ein Auto kaufen wollen - oder oft auch müssen um in die Arbeit zu kommen. Das ist oft nicht drin bei immer höheren Mieten und Benzinpreisen. Außerdem hat sich Jugendarbeitslosigkeit mit 10,3% seit 2000 fast verdoppelt.
Zuletzt gab es ja Meldungen, dass in Oberösterreich Vollbeschäftigung herrscht, wie sieht die Realität für Lehrstellensuchende hier aus?
In der Realität sind in Oberösterreich über 4.000 Jugendliche (bis 24 Jahren) arbeitslos. Das ist aber nur die offizielle Zahl, viele werden in Kursen versteckt, darum sinkt die offiziele Arbeitslosenzahl ständig.
Mit welchen Problemen sind Lehrlinge in deinem Betrieb konfrontiert?
Mit denselben Probleme, die Lehrlinge in anderen Betrieben auch haben: steigender Arbeitsdruck, zu wenig Lohn und fehlende Perspektiven, was die finanzielle Zukunft angeht. Es ist eben so, dass man sich nie sicher sein kann, ob der Betrieb nicht bald wieder verkauft wird, was bei meiner Firma, der MCE schon fast Brauch ist, und ob man dann seinen Arbeitsplatz noch lange hat.