Mo 01.09.1997
4 Jahre nach dem Skandal um die Bilder (nazi-)faschistischer Bürgermeister in der Ehrengalerie des Wr. Neustädter Rathauses gibt es wieder Aufregung über ein Relikt aus der braunen Vergangenheit - die Kernstockstraße!
Linke Organisationen - darunter die SOV - fordern die Umbenennung der Kernstockstraße in Kasteinerstraße (Franz Kasteiner war ein Wr. Neustädter Antifaschist, Spanien-kämpfer und Internationalist, der von den Nazis ermordet wurde). 1993 versuchte die Sozialdemokratie noch den - von Vorwärts- und JRE-AktivistInnen erkämpften - Erfolg der „Entfernung der Schandflecken“ auf ihre Fahnen zu heften. Nun läßt sie in trauter Einigkeit mit FPÖ & ÖVP verlauten: „Kernstockstraße bleibt Kernstockstraße“ (O-Ton SP-Bürgermeisterin Dierdorf). Die Parallelen zur Welser SPÖ und ihrem Rechtsaußen-Bürgermeister Bregartner sind unübersehbar. Dort aber wird die Kernstockstraße nun umbenannt. Die ÖVP wiederum sieht in Kernstock keinen Faschisten, sondern einen Patrioten, der sich durch „besondere Heimatliebe“ auszeichnete. Die „Heimatliebe“ des deutschnationalen Priesters und Dichters artikulierte sich u.a. in offenem Rasissmus. Außerdem war Kernstock Autor des „Hakenkreuzliedes“. Das war damals sogar den Christlichsozialen, den späteren Austrofaschisten, zuviel, und sie distanzierten sich von Kernstock. Das hat die „demokratische“ ÖVP heute offenbar nicht mehr nötig.
Die SOV führt gemeinsam mit anderen Organisationen Veranstaltungen und Aktionen für die Umbenennung durch.