Mi 27.11.2024
Die ISA Österreich hat am 6. Oktober die Entscheidung getroffen, die internationale Organisation “International Socialist Alternative” zu verlassen und uns gemeinsam mit anderen dem Projekt für eine revolutionäre marxistische Internationale anzuschließen. Diese Entscheidung folgt einer langen politischen Auseinandersetzung auf internationaler und nationaler Ebene, bei der wir auch die Notwendigkeit für nachhaltige Veränderungen in unserer eigenen Organisation schlussfolgern. Weltweit ist angesichts des Genozids in Gaza, Wirtschaftskrise, Klimakrise und Rechtsruck die Notwendigkeit für den Aufbau einer starken revolutionären Linken so groß wie schon lange nicht mehr und wir denken, dass die Erfahrungen aus unseren Auseinandersetzungen dazu beitragen können.
Der Zerfall der ISA
Der Auslöser für den Zerfall und die Spaltung unserer internationalen Organisation liegt in einem katastrophalen Fehlverhalten im Umgang mit einem Fall sexualisierter Gewalt in einer Sektion. Zuerst wurde das beschuldigte Mitglied durch die Führung der Sektion gedeckt, was wiederum von einer Clique der internationalen Führung gedeckt wurde, die schlussendlich eine Mehrheit für ihren falschen Kurs gewann. In der gesamten internationalen Organisation stellte sich ca. die Hälfte der Mitglieder dagegen und gründete eine innerparteiliche Fraktion, konnte aber keine Rechenschaft der Verantwortlichen durchsetzen. Daraufhin entschloss sich diese Opposition dazu, gemeinsam das Projekt für eine revolutionäre marxistische Internationale zu gründen.
Diskussionen in Österreich
Schon vor diesen Entwicklungen in der Internationale gab es Debatten in Österreich mit einer Gruppe rund um die ehemalige Bundessprecherin Sonja Grusch. Im Zentrum der Debatte stand die Bedeutung des Kampfes gegen spezifische Unterdrückung (wie Rassismus, Sexismus, Queerfeindlichkeit) bei der Entwicklung von sozialen Bewegungen, Klassenkämpfen und Klassenbewusstsein. Die Mehrheit der Organisation wollte einen größeren Fokus und eine Weiterentwicklung entlang dieser Fragen. Damit verbunden waren Diskussionen zur internen Kultur, bei der eine Mehrheit in der Organisation sich für eine Transformation der Parteikultur weg von einem Top-down-Zugang (d.h. dass eine kleine Führung eine enorm übermäßige Rolle in der Organisation spielt) hin zu einer tatsächlich kollektiv arbeitenden Organisation.
Notwendiger Veränderungsprozess
Im Zuge dieser Debatten hat sich in der Organisation ein Verständnis über eine generelle schwerwiegende Fehlentwicklung in unserer historischen Strömung in den letzten Jahren und Jahrzehnten durchgesetzt. Wir haben erkannt, dass wir uns immer stärker von den radikalsten Teilen der Klasse und Jugend und ihren Kämpfen entfernt haben (unter anderem junge, weibliche, queere und migrantisierte Teile der Arbeiter*innenklasse). Diese politische Degeneration hat sich kombiniert mit einer Top-down-Organisationskultur und einem enorm starren und defensiven Marxismus-Verständnis. In dieser Phase haben wir auch schwere politische Fehler im Umgang und der Aufarbeitung von Übergriffen in und im Umfeld unserer Organisation gemacht. Für den Schaden und die Verletzungen, die wir Mitgliedern und Menschen in unserem Umfeld dadurch zugefügt haben entschuldigen wir uns und werden diesbezüglich einen ernsthaften Aufarbeitungsprozess starten.
Neuaufbau eines revolutionären Marxismus
In der Realität stehen wir vor der schwierigen Aufgabe, einen revolutionären Marxismus zu rekonstruieren, der tatsächlich der aktuellen Periode angemessen ist. Wir machen uns keine Illusionen darüber, dass dieser Prozess einfach oder geradlinig ist oder, dass wir ihn alleine gehen können. Aber wir nehmen uns vor, durch eine tatsächliche Rolle in Klassenkämpfen und sozialen Bewegungen, eine lebendige Theoriearbeit, eine Betonung der zentralen Rolle des Kampfes gegen spezifische Unterdrückung und eine demokratische und offene Parteikultur, die tatsächlich alle Erfahrungen unserer Mitglieder mobilisiert, einen Beitrag zu leisten.
Weitere ausführlichere Erklärungen und Stellungnahmen:
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Stellungnahme zur Distanzierung von dem Umgang mit sexualisierter Gewalt
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Schwerpunkt in unserer Zeitung VORWÄRTS über die nötige Weiterentwicklung des Marxismus