Mi 10.05.2006
Die Geschäftsführung von ‘Finlay Engineering’ in Melbourne knickt unter dem Druck eines Arbeitskampfs ein, der das Werk nahe der Stadt West Heidelberg lahmlegte. Die entlassenen KollegInnen Harry, Vince und Arjunta müssen weiterbeschäftigt werden!
Dies ist der erste ernsthafte Erfolg der australischen Arbeiterbewegung seit Einführung der gewerkschaftsfeindlichen Gesetzgebung der konservativen Regierung Howard und eine eindeutige Aufforderung an den ACTU (Australian Unions Federation; australischer Gewerkschafts-Dachverband) und alle KollegInnen: Wir müssen weder die nächsten Wahlen noch einen juristischen Sieg vor Gericht gegen die arbeiterfeindlichen Gesetze abwarten – wir können Siege einfahren allein auf der Grundlage von Arbeitereinheit, Solidarität und gemeinsamen Beschlüssen!
Die drei antlassenen KollegInnen bei Finlay Engineering waren vor einigen Wochen entlassen worden, nach dem Vorfall angeblichen „flegelhaften Verhaltens“ eines Arbeiters gegen seinem Chef. Der Vorwurf lautete, der Kollege sei dem Chef mit einem „hämischen Grinsen“ gegenüber getreten! Daraufhin machte der Vorgesetzte ausdrücklich klar, er fühle sich besser, wenn er die entsprechenden ArbeiterInnen entlassen würde. Und nach Einführung der neuen Gesetze war ihm das auch möglich.
Die Antwort darauf kam am Dienstag, 2. Mai 2006, als ab 6 Uhr früh eine Blockade-Aktion gestartet wurde, die jeglichen Zulieferverkehr am Werkstor von Finlay Engineering stoppte. Aufgerufen hatte das Bündnis Union Solidarity, der sich viele solidarisch anschlossen, darunter auch GenossInnen der Socialist Party in Australien. Mehr als 300 MitstreiterInnen blockierten die zwei Einfahrten und zwangen die Geschäftsleitung zur Rücknahme ihrer Entscheidung. Das stellt den ersten ernst zu nehmenden Rückschlag für Howards neue Arbeitsrechts-Gesetze dar.
Der im Folgenden übersetzte Bericht über den Arbeitskampf, der auch die Rolle der Socialist Party erwähnt, ist der australischen Zeitung Herald Sun entnommen.
Gewerkschaften siegreich in Auseinandersetzung um „grinsenden“ Arbeiter
John Masanauskas
4. Mai 2006 (Herald and Weekly Times)
Eine Fabrik in West Heidelberg wurde dazu gezwungen, drei Arbeitnehmer wieder einzustellen, die letzten Monat entlassen wurden, nachdem die Bundesregierung die unfairen Beschäftigungsrichtlinien geändert hatte.
Gestern gab Finlay Engineering nach einer Kampagne von Gewerkschaften und linken Aktivisten nach. Der geregelte Betrieb wurde durch Streikposten am Dienstag sehr stark beeinträchtigt, an denen auch die Socialist Party teilnahm.
Der Inhaber von Finlay, Jim Sutton, sagte, er habe der Wiedereinstellung der Arbeiter nach Gesprächen mit dem ACTU-Vorsitzenden Sharan Burrow und Vertretern der Australian Manufacturing Workers Union (AMWU; australische Gewerkschaft der Industriearbeiter) zugestimmt. „Wir sind nicht eingeknickt: Es gab eine Vereinbarung, mit der beide Seiten leben können“, sagte er gegenüber der Herald Sun.
Die Australian Manufacturing Workers Union behauptete, dass Sutton zwei Gewerkschaftsaktivisten und einen weiteren Arbeiter entlassen hatte, nachdem einer der drei ihn im Anschluss an eine Veranstaltung zur Einführung der neuen Arbeitsrechts-Gesetze letzten Monat angegrinst habe.
Sutton streitet ab, dass das Angrinsen der Grund für die Entlassung gewesen sei. Er meinte, dass er nach erfolglos verlaufenden Gesprächen über neue arbeitsrechtliche Bestimmungen seitens der Gewerkschaft unter Druck gesetzt worden sei.
Die Entlassungen folgten rasch nach Inkrafttreten der neuen Bundesgesetze, die Firmen mit weniger als 100 Mitarbeitern von den unfairen Arbeitrechts-Gesetzen befreien.
Die meisten Beschäftigten bei Finlay haben die australischen Arbeitsplatz-Abkommen unterschrieben, die die gewerkschaftlichen Abmachungen ersetzen.
In einer gemeinsamen Erklärung verkündeten Burrow und AMWU-Regionsvorsitzender Dave Oliver, dass die entlassenen Arbeiter froh sind, wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren zu können.
„AMWU und ACTU sind mit dem Ergebnis der Verhandlungen zufrieden und vertrauen auf eine kooperative weitere Zusammenarbeit mit der Firma“, hieß es weiter.
Die Bundesregierung sicherte unterdessen den selbstständigen Truck-Fahrern in (den Bundestaaten; Anm. d. Übers.) Victoria und New South Wales besonderen Schutz bei der Anwendung ihrer neuen Vertragsregelungs-Gesetze zu.
Arbeitsminister Kevin Andrews sagte gestern, dass es das Gesetz nun unmöglich machen werde, dass Vertragspartner zu Arbeitern degradiert würden, wenn sie die bisher bestehenden Bundesgesetze nicht brechen wollten.
Dennoch anerkannte die Regierung, dass selbstständige Trucker weiterhin Angreifbarkeiten unterliegen, die weiteren Schutzes bedürfen.
Der Sprecher der Industrieverbände, Stephen Smith, nahm ebenfalls dazu Stellung und sagte, dass wie bei allen Arbeitsrechts-Gesetzen der Regierung der Teufel wiedermal im Detail liege.