Mi 01.04.1998
In der ersten Hälfte 1998 finden zahlreiche Veranstaltungen im Gedenken an die Revolution von 1848 statt. Ein beachtlicher Anteil dieser Aktivitäten geht von Rechtsextremisten aus. Seit Monaten beschäftigen sich die Szeneblätter „Aula“ und „Zur Zeit“ ausführlich mit den „48ern“. Den Reigen der Selbstinszenierung eröffnete die FPÖ mit einem Symposium Anfang März. Die Hauptredner: Brauneder und Haider.
Reaktionäre als Revolutionäre?
Den Höhepunkt der Selbstbeweih-räucherung soll der Revolutionskommers der rechtsextremen Burschenschaften am 16. Mai in der Wiener Hofburg bilden. Wie Haider beschwören auch die Burschenschaften die Einheit im Kampf zwischen nationalen Studenten und Arbeitern 1848 und daß, wie damals auch heute, die Befreiung der „kleinen Leute“ von rechts kommen wird. Ebenso wie heute die FPÖ dem sozialen Fortschritt diametral entgegensteht, standen damals die Burschenschaften gegen die soziale Befreiung der ArbeiterInnen. Während die Sicherheitskräfte des Regimes Wiener ArbeiterInnen niederschossen, diskutierten die Studenten lieber über den besten Weg zur deutschen Einheit. In späteren Phasen standen die Waffenstudenten sogar selbst auf der anderen Seite der Barrikade. Wenn sich Reaktionäre als Revolutionäre und Rechtsextreme als Demokraten verkaufen wollen, ist Vorsicht mehr als angebracht.
Die Burschenschafter bleiben trotz aller Verschleierungsversuche das zentrale Element im österreichischen Rechtsextremismus. Sie betreiben die beiden großen Medien der Rechtsextremen: Die „Aula“ und Mölzers neues Wochenblatt „Zur Zeit“. Die Burschenschaften durchsetzen nahezu alle großen (und auch kleineren) rechtsextremen Organisationen in Österreich. Das prominenteste Beispiel ist die FPÖ selbst. Die Führungsspitze ist in fester Hand deutscher Recken: Von Haider über Stadler bis Pawkowicz sind viele Funktionäre aus schlagenden Verbindungen. In führenden Positionen finden sich Vertreter der selbsternannten „deutschen Elite“ auch in der wichtigsten Organisation des Deutschnationalismus und Rechtsextremismus (laut Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands) - dem „Österreichischen Turnerbund“.
„Bomben”-Burschen
Doch nicht nur rechtsextreme Funktionäre haben die Burschenschaften zu bieten, sondern auch Terroristen und Schlägertypen. Im Südtirolterror spielten die Brixia Innsbruck und die Olympia Wien die zentrale Rolle (letztere wurde deshalb sogar verboten). Nach den Kommersen ‘94 in Innsbruck und ‘96 in Graz wurden OrganisatorInnen der Gegenaktionen krankenhausreif geprügelt. In Graz wurde ein Lokal des KSV zerlegt, in Wien wurden JRE-AktivistInnen just am Jahrestag der Novemberpogrome von Olympen attackiert und verletzt (Vorwärts berichtete).
Gegen Rechtsextremismus
Mit größtem Interesse werden unsere Kampagnen gegen die Burschenschaften und gegen den ÖTB (Vorwärts berichtete) in den rechten Zeitungen beobachtet. So brachte es JRE in der Aula auf 5 Seiten „Berichterstattung“ (das Vorwärts-Cover zum Thema wurde ebenfalls abgebildet), in der „Zur Zeit“ sind wir bereits Dauerthema. Sogar das skurrile Burschiblatt „Borussenecho" ließ es sich nicht nehmen, unsere Kampagne zu verteufeln. Das zeigt: Wir haben gute Arbeit geleistet!
Nun gilt es nicht lockerzulassen, sondern den Druck zu erhöhen. Als die nächsten Höhepunkte unserer Kampagne gegen die Burschenschaften wird es die traditionelle Demonstration am 20. April geben, die heuer vor die Bude der Olympen führt. Die Aktionen gegen den Kommers am 16. Mai werden in einem „Bündnis antinationaler Gruppen" (BANG!) vorbereitet, an dem sich auch JRE maßgeblich beteiligt.