Di 06.11.2012
Am 21. und 22.11. will die rechtsextreme Band "Death in June" (DIJ) ein Konzert im „Club Massiv" in Wien geben. Organisiert wird das Ganze vom Label „TOTEM Records“, einer bekannten Plattform für rechtsextreme Musik und Konzertveranstaltung. Die SLP mobilisiert dagegen!
"Death In June" – Mehr als nur Provokation
Der Name der Band "Death In June" (Tod im Juni) ist schon Programm. Er bezieht sich auf den so genannten "Röhm-Putsch" ("Die Nacht der langen Messer") im Juni 1934, wo Hitler politische Gegner innerhalb der faschistischen Bewegung durch die SS liquidieren ließ, darunter auch die Führung der SA, auf die sich die Band mehr oder weniger positiv bezieht. "Auf der Suche nach einer zukünftigen politischen Perspektive stolperten wir über den Nationalbolschewismus, der sich wie ein Leitfaden durch die Hierarchie der SA zog. Leute wie Gregor Strasser und Ernst Röhm (...) fielen uns auf.[1]” Von Rechtsextremen wird oft die SA als der Flügel der NationalsozialistInnen dargestellt, die soziale Forderungen mehr in den Vordergrund gestellt hätten und insgesamt mit der ArbeiterInnenschaft mehr verbunden gewesen wären. Hier wird versucht, einen Mythos am Leben zu halten: Die faschistische Bewegung und alle ihre Strömungen standen immer fest auf dem Boden kapitalistischer Ausbeutung. Eine wirkliche Verankerung in der ArbeiterInnenklasse gab es nicht. Doch auf diese Weise wollen Rechtsextreme und Neonazis die SA als die "wahren guten Nationalsozialisten" darstellen, im Gegensatz zur SS, der "bösen Mörderbande", die die wahre Schuld am Holocaust und Krieg gehabt hätte. Das ist Geschichtsverdrehung erster Klasse, die nur dazu da ist die völkische, rassistische und arbeiterInnenfeindliche Ideologie von den grausamen Verbrechen, die daraus folgten, zu trennen.
Auch das Band-Logo bezieht sich auf den "Röhm-Putsch", ein SS-Totenkopf mit der Zahl 6 darunter, die für Juni steht. Außerdem verwendet laut Bandleader Pearce seine Band den SS-Totenkopf aus den gleichen Gründen wie die SS: “Es zeigt den totalen Einsatz. Und es zeigt deinen Feinden, dass sie nicht toleriert werden ...[2]".
Lyrics sprechen Bände
Im Album "All Pigs Must Die" verwendet "Death In June" auch antisemitische Codes. So wird im Lied "We said destroy II" offen auf das orthodoxe Judentum angespielt und antisemitische Klischees wiederholt[3]. Im Refrain des Liedes „All pigs must die“ heißt es wenig subtil: "All pigs must die. Seven on seven, Sieg Heil sublime[4]" (Alle Schweine müssen sterben / Sieben auf Sieben / Sieg Heil vollendet). In "Rose Clouds Of Holocaust" wird der Holocaust geleugnet: "Rose clouds of holocaust. Rose clouds of lies. Rose clouds of bitter, bitter, bitter lies.[5]" (Rosene Wolken des Holocaust. Rosene Wolken von Lügen. Rosene Wolken aus bitteren, bitteren, bitteren Lügen.). In dem Song "We Drive East" wird unverhohlen dem mörderischen und grausamen Feldzug Hitlers gegen die Sowjetunion gehuldigt: "Let loose from the leash / to hunt the Bolshevik beast / For a free Europe / We drive East[6]" ("Von der Leine gelassen / um die bolschewistische Bestie zu jagen / Für ein freies Europa / ziehen wir nach Osten"). Spätestens bei diesen Zeilen ist vom künstlerischen Interpretationsspielraum, auf den im Kreise von DIJ immer gern verwiesen wird, aber auch gar nichts mehr zu finden. An Hitlers "Ostfront" wurden unzählige Juden/Jüdinnen, PartisanInnen, Sowjetsoldaten und ZivilistInnen von den Nazis ermordet und in Vernichtungslager deportiert.
Gelebte Solidarität mit Faschisten
Beinahe alle Albencover sind Anspielungen auf irgendwelche faschistischen Motive, ob der SA-Führer Ernst Röhm oder das Wappen der neofaschistischen HOS-Miliz[7]. Immer unter dem Deckmantel der provokanten künstlerischen Verwendung dieser, aber deutlich glorifizierend.
Bandleader Douglas Pearce hat auch Interviews für rechtsextreme Publikationen, wie "Europakreuz" oder "Junge Freiheit", gegeben. In einem 2003 erschienenen Interview mit Louis Oliveira auf der Online-Plattform Dagaz-music kommt Pearce's Verhältnis zum Nationalsozialismus zum Vorschein:
Luis Oliveira: It is certain your interest in the history of the III Reich. Why do you think that some truths and facts behind the facts are being continuously silenced and ignored?
Douglas P.: Possibly because they are too dangerous to be revealed to the general public? The masses have always needed something simple to understand anything else is too risky.[8]
Diese Phrasen kennen wir zur Genüge von GeschichtsfälscherInnen, die das 3. Reich von seinen Verbrechen reinwaschen wollen.
Den Song "Kameradschaft" gibt er gern für einen Sampler des rechtsextremen Labels "Verlag und Agentur Werner Symanek" (VAWS) zu Ehren des nationalsozialistischen Bildhauers Josef Thoraks her[9].
Ein weiteres Beispiel gelebter "faschistischer Solidarität" stellt ein Konzert von DIJ während des Krieges in Kroatien dar. Sie standen im Jugoslawien-Krieg klar auf der Seite Kroatiens und solidarisierten sich mehr oder weniger versteckt mit der HOS-Miliz. Die Band besuchte einen Frontabschnitt, der von der neofaschistischen HOS-Miliz kontrolliert wurde, und deren Hauptquartier[10][11].
„Wer schwul ist, kann kein Nazi sein“?
In der "Szene" taucht immer wieder das "Argument" auf, dass der Bandleader Douglas Pearce bekennender Homosexueller ist, um zu "beweisen", dass "Death In June" nichts mit Rechtsextremismus zu tun hat. Üblicherweise hängt bei den Konzerten auch die Regenbogenfahne, die Fahne der Homosexuellen- und Transgender-Bewegung, im Hintergrund. Doch das ist noch keinerlei "Beweis", dass DIJ keine rechtsextreme Band ist. Auch in der rechtsextremen Bewegung gibt es eine Homosexuellen-Szene. Sogar zur Zeit des Nationalsozialismus wurde unter gewissen Kreisen Homosexualität damit "gerechtfertigt", dass die "wahre Liebe" nur mit dem "deutschen Mann" möglich sei und somit die "deutsche Frau" noch einmal zur reinen "Gebärmaschine" deklariert wurde. Die Homosexualität des SA-Führers Ernst Röhm und der positive Bezug von DIJ auf die SA passt da perfekt ins Bild.
„Ästhetische Mobilmachung“
Der wesentliche Punkt bei dieser, sich dem NeoFolk zuschreibenden, Band ist, dass sie nicht einfach nur mit "Nationalsozialismus als Ästhetik" und "NS-Uniformfetischismus" provoziert, sondern mit ihrer Musik faschistische Symbolik idealisiert und damit die rechtsextreme Szene anzieht. Auf ihren Konzerten ist die rechtsextreme Szene anwesend, "Blood & Honour"-AktivistInnen, Autonome NationalistInnen, rechte Skins, klassische Neonazis und Leute mit (NS-)Militäruniformen[12].
Die Anwesenheit der "jugendlicheren" rechtsextremen Szene ist nicht überraschend. „Death In June“ wird in den diversen rechtsextremen Publikationen, wie „Neue Ordnung“, umjubelt. 2006 warb Brynhild Amann für "Neofolk als ästhetische Mobilmachung": "Ein großer Verdienst dieser Jugendkultur ist es sicherlich, das Interesse jüngerer Generationen für jene Ideen geweckt zu haben, die in der One-World keinen Platz mehr haben dürfen, nämlich das Wissen um das Heimatgefühl, die Riten und Traditionen, die Volksseele, das Europa der Vaterländer. Diese Kunstgattung transportiert jene Inhalte besser, weil spielerisch, als jede Vortragsreihe eines Theoretikers."[13] Das bestätigt nur unsere Einschätzung, dass die rechtsextreme Szene immer mehr versucht, sich Jugendlichen als „cool“ zu präsentieren.
„TOTEM Records“: Black Metal ist das Eine - CDs von rechtsextremen Bands im Regal ist das Andere!
Das Konzert wird von dem Label "TOTEM Records"[14] veranstaltet. Das ist nicht verwunderlich, wo doch das Label teilweise auch rechtsextreme Musik verkauft, vor allem sogenannten NS-Black Metal. Darunter zählen Gruppen, wie "Horna", "Taake" und "Angantyr“. Da geht es nicht um ein paar einzelne CDs, sondern das ganze Angebot inklusive Merchandise.[15]
Hier eine Vorstellung von diesen Bands. Bei einem Konzert am 21.3.2007 mit den Bands „Taake“, „Urgehal“ und Koldbrann“ in Essen (D) kam es zu einem Skandal. Der Sänger der norwegischen Band Taake, Ørjan Stedjeberg, trat mit einem auf die Brust gemalten Hakenkreuz auf und beschimpfte den Clubbesitzer als „Untermensch“[16]. In einem Interview antwortet der Bandleader der finnischen Band „Horna“ auf die Frage nach seiner Meinung zum Nationalsozialismus: “Auf einer ideellen Ebene funktioniert der Nationalsozialismus sehr gut. (...)“[17]. In einem Interview auf seine Zukunftsvisionen angesprochen, gibt der Frontmann der dänischen Band “Angantyr” zur Antwort, dass jeder sehen könne, wohin sich die Welt entwickle “mit all den Juden-kontrollierten multirassischen multinationalen Firmen, die den letzten Tropfen reinen Blutes aus der Welt saugen.”[18]
Diese Bands hätten am 29.3.2011 in der "Szene Wien" spielen sollen. Doch die "Szene Wien" sagte das Konzert mit folgender Begründung ab: "Das Team der ((szene)) sowie der Eigentümer Planet Music & Media GesmbH haben nach eingehender Prüfung festgestellt, dass mindestens eine der Bands des geplanten line up bei früheren Auftritten mit Nazi-Symbolen auf der Bühne agiert haben und distanzieren sich hiermit wie auch früher und in aller Zukunft von rechtsradikalen und rassistischen Inhalten, auch wenn sie nur 'der Show dienen'."[19][20] Der Club Massiv, wo die Konzerte am 21. und 22.11. stattfinden, sollte sich ein Beispiel nehmen.
Alex Wank, der Besitzer von „TOTEM Records“, ist ebenfalls in der Metal-Szene musikalisch aktiv. Er ist verantwortlich dafür, wenn rechtsextreme Musik in seinem Laden verkauft wird und Konzerte von rechtsextremen Bands veranstaltet werden. Ob er ideologisch dahinter steht oder "nur" Profit machen will ist eigentlich egal - widerlich ist beides.
Die Art, wie das Konzert organisiert wird, ist ebenfalls sehr dubios und vor allem mit vielen Sicherheitsvorkehrungen. Offensichtlich haben die Veranstalter Angst vor antifaschistischen Protesten. Zum Beispiel können die Karten nur im Vorverkauf erstanden werden. Beim letzten Konzert am 27.10.2011 wurde die Angst vor Störungen und Konflikten mit dem Wiederbetätigungsgesetz deutlich. In einem E-Mail an die „Fans von Death In June“ heißt es „(...) Es tut uns leid, dies erst so knapp bekannt geben zu können, aber wir wollen doch alle einen angenehmen und ruhigen Abend verbringen. (…) Bitte beachtet, der Einlaß wird exakt zwischen 19:15 und 20:30 stattfinden. (…) Bitte beachtet auch, dass verbotene Symbolik oder Kleidung nicht geduldet wird. Ganz wichtig: gebt die information die ihr von uns erhält an niemanden weiter und postet/kommuniziert/twittert sie nicht ins Weltweitnetz, diese Information ist für euch bestimmt und nur für euch – wir wollen unsere Ruhe! (...)“[21].
Es gilt dagegen aktiv zu werden!
Hoffentlich ist es jetzt ausführlich genug klar gemacht worden, dass "Death In June" eine menschenverachtende Ideologie transportiert und Anziehungspunkt für das Übelsten in der rechtsextremen Szene ist. Dem müssen wir entschieden entgegentreten. Es gibt auch schon erfolgreiche Beispiele. In diversen Foren schreiben offensichtliche Fans darüber, dass in Teilen Deutschlands die Band aufgrund von antifaschistischen Mobilisierungen nicht mehr auftreten kann. Auch hier können wir gemeinsam durch eine große Mobilisierung dafür sorgen, dass das dieses Konzert von "Death In June" in Wien das letzte wird!