Mo 21.03.2011
Verharmlosung des Naziregimes und Huldigung von dessen Proponenten ist keine Alleindomäne von Freiheitlichen, auch wenn die sich in diesem Feld immer wieder besonders hervortun. Jüngst bejubelte Bernd Huber, der Büroleiter/Sekretär des Salzburger ÖVP-Vizebürgermeisters Preuner, den Nazi-Luftwaffenoberst Hajo Herrmann in der Zeitung „Kameradschaft Aktiv“ des Salzburger Kameradschaftsbundes. Herrmann, der im November 2010 starb, sei ein „tadelloser Soldat“ gewesen, der „gewürdigt werden soll“. Kein einziges negatives Wort über die nazistische Barbarei, über Angriffs- und Vernichtungskrieg, deutsche Flächenbombardements und den Holocaust findet sich in Hubers literarischen Ergüssen. Stattdessen wird der „alliierte Bombenterror“ gegen die „geschundene Zivilbevölkerung“ beklagt und die „Jagdflieger der deutschen Reichsverteidigung“ zu Helden stilisiert. „Unter schweren Opfern“ hätten sie sich „den Bomberströmen“ entgegengestellt um der Zivilbevölkerung „noch schlimmeres zu ersparen“. Huber beweist nicht nur, dass er keinen Deut einer Ahnung von deutscher und österreichischer Geschichte hat (die Zivilbevölkerung war den Nazis nämlich immer vollkommen egal) sondern er setzt auch auf eine unter Revisionisten und Neonazis verbreitete Umkehrung der Opfer-Täter-Rollen. Die Darstellung der Luftwaffe als Verteidigerin der Zivilbevölkerung ist eine Geschichtsverfälschung, die sich außer bei Huber meist nur noch bei deklarierten VertrterInnen der Naziszene findet. Kein Wort verliert Huber über den Terror der deutschen Luftwaffe gegen die Bevölkerungen von London, Belgrad, Stalingrad, Warschau, Coventry, und unzähliger anderer Städte.
Bei Herrmann handelte es sich auch nicht einmal um einen einfachen Soldaten. Ganz offensichtlich hat sich Huber für seine Lobhudelei jemanden „Besonderen“ ausgesucht. Herrmann nahm zwischen 1936 und 1937 als Freiwilliger in der „Legion Condor“ teil. Diese Fliegerstaffel wurde von Nazideutschland aufgestellt um die faschistischen Francotruppen im spanischen Bürgerkrieg zu unterstützen. Bekanntheit erlangte die „Legion Condor“ mit der Vernichtung des baskischen Dorfes Guernica, was den Grundstein für die späteren Flächenbombardements des Zweiten Weltkriegs legte. Herrmann selbst galt als persönlicher Vertrauter des deutschen Luftwaffenchefs und Massenmörders Herrmann Göring. Nach seiner Rückkehr aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft studierte Herrmann Jus und engagierte sich in der rechtsextremen Szene, unter anderem als Redner bei Veranstaltungen von NPD und DVU und als Mitglied des rechtsextremen „Ordens des Ritterkreuzträger“. Bekanntheit erlangte er vor allem als Anwalt mit der Verteidigung prominenter Nazigrößen und Holocaustleugner. Zu den Mandanten des Nazianwalts Herrmann zählten unter anderem Otto Ernst Remer, David Irving und Fred A. Leuchter. Laut Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands hat Herrmann eine „zentrale Position in der rechtsextremen und neonazistischen Szene“ eingenommen.
Der Büroleiter des Salzburger Vizebürgermeisters geht noch weiter. Im besagten Artikel heißt es „Das Bombenmassker von Dresden ruft trotz der vom politischen Establishment kräftig frisierten Opferzahlen, jene Kriegsjahre in Erinnerung, in denen die deutsche Zivilbevölkerung Opfer des alliierten Bombenterrors wurde.“ Das „politische Establishment“ von dem Huber schreibt (wobei sich die Frage stellt, seit wann die ÖVP eine Anti-Establishment Partei ist) steht für Huber offensichtlich als Code dafür, was offene Nazis für „Weltjudentum“, „Siegergeschichtsschreibung“ oder „zionistische Verschwörung“ halten. Huber spielt offen mit rechtsextremen Codes und stellt sich in der Hinterfragung der geschichtswissenschaftlich gesicherten Opferzahlen des Angriffs auf Dresden in eine Linie mit jenen Revisionisten, die der ehemalige Oberst und Anwalt Hajo Herrmann einst verteidigte.
Skandalös auch die Aussage des Vizebürgermeisters Preuner, der ganz offensichtlich kein Problem mit den im Artikel vertretenen Positionen hat. Auf Anfrage des ORF meint er: „In dem besagten Artikel hat er sich möglicherweise missverständlich geäußert. Aber bezüglich einer Nähe zum Nationalsozialismus habe ich nicht die geringsten Bedenken. Herr Magister Huber genießt mein volles Vertrauen.“ Vizebürgermeister Preuner hat Unrecht, wenn er meint, Huber hätte sich „missverständlich geäußert“. Die Aussagen seines Sekretärs sind ganz eindeutig und ein Zeichen für das Geschichtsbild dieses Mannes. Wenn Preuner ihm „volles Vertrauen“ ausspricht bedeutet das nur, dass auch er unverzüglich zurückzutreten hat.